Das pakistanische Sachal Jazz Ensemble hat Jazz und Pop mit traditionellen Instrumenten eingespielt – "Song of Lahore" porträtiert die Truppe.

Foto: Poolinale

Wien – Hobbymusiker auf dem New Yorker Times Square, einer davon nackt bis auf Boots, Hot Pants und Cowboyhut. Der Musikertrupp aus Pakistan, für ein Konzert mit Wynton Marsalis in der Stadt, ist von so viel Freizügigkeit begeistert. "Wir haben hier so viel Spaß", jauchzen sie, während daheim die Sittenwächter drohen – und danken Gott für diese Auszeit.

Broad Green Pictures

Song of Lahore, zu sehen auf der Poolinale, die bis Sonntag im Wiener Gartenbaukino und Top-Kino veranstaltet wird, erzählt von einer Verständigung übers Konzertieren. Die Musiker aus dem pakistanischen Lahore, das vor kurzem durch einen besonders niederträchtigen Terroranschlag Schlagzeilen machte, haben mit traditionellen Instrumenten wie einer Sitar und Bongos Jazzklassiker wie Dave Brubecks Take Five neu interpretiert. Das wurde entdeckt und auf Youtube oft angeklickt.

Marsalis hat sie darauf-hin eingeladen. Sharmeen Obaid-Chinoy und Andy Schocken begleiten in ihrem Film schon die Vorbereitungen für diesen Austausch. So erfährt man, dass die globale Neuausrichtung der Musiker aus der Notwendigkeit entstanden ist, ihre unter islamischer Führung bedrohte Musik in ein neues Zeitalter hinüberzuretten, ein Projekt, das vorsichtig optimistisch endet.

Politische Schlagseite

Song of Lahore ist nicht die einzige Doku des Musikfilmfestivals mit dezidiert politischer Schlagseite. Wie in Lahore brachen durch die Einführung der Scharia auch in Mali für Musiker gefährliche Zeiten an: They Will Have to Kill Us erzählt von ihrem Widerstand. John Pirozzis Don't Think I've Forgotten beleuchtet hingegen die Rock-'n'-Roll-Szene Kambodschas der 60er- und 70er-Jahre, die durch die Machtergreifung der Roten Khmer zum Verstummen gebracht wurde.

Von Daft Punk bis zu Lordi aus Finnland reichen weitere Sujets des Festivals. Am Ende wird einem der ganz Großen mit Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (Regie: D. A. Pennebaker) nachgewinkt. (Dominik Kamalzadeh, 14.4.2016)