Irmgard Griss hat zwei prominente Fans gewonnen: Erhard Busek, einst Paradeintellektueller der ÖVP, Wiener VP-Chef (mit 34 Prozent bei der Wahl 1978), Wissenschaftminister, Bundesparteivorsitzender und Vizekanzler, unterstützt Griss. Der ÖVP-Kandidat Andreas Khol ist ihm "zu alt für das Geschäft".

Ebenso zu den Griss-Unterstützern gesellt sich Neos-Chef Matthias Strolz, der sie allerdings schon immer favorisierte. Das stieß nicht bei allen in der Neos-Führungsriege auf Zustimmung, sodass man sich parteioffiziell auf "Griss erste Wahl, aber Van der Bellen geht auch" einigte.

Es ist signifikant, dass sich nicht nur steirische Industrielle und Adelige, sondern auch Vertreter des liberalen Bürgertums wie Busek und Strolz für Griss einsetzen. Vor allem wegen ihrer absolute Pro-EU-Haltung – und wohl auch aus einer tiefen Müdigkeit in Bezug auf die ÖVP, wie sie sich jetzt darstellt.

Wer die politischen Äußerungen von Griss näher ansieht, kommt zu dem Schluss, dass ihre Idealvorstellung eine Republik wäre, die von einem Weisenrat aus Top-Juristen ohne viel Beteiligung von Berufspolitikern geleitet wird.

Die – auch innerliche – Politikferne von Irmgard Griss ist ein Vorteil und Nachteil zugleich. Einerseits signalisiert sie den Ausbruch aus erstarrten Parteistrukturen; andererseits weiß man nicht, ob sie das unbedingt notwendige Handwerk beherrscht. (Hans Rauscher, 14.4.2016)