Gruppenbild der Kandidaten

Foto: APA/HANS PUNZ

Wer ein Pflaster entfernt, minimiert den Schmerz durch schnelles Abreißen. Ähnliche Überlegungen dürften auch am Küniglberg angestellt worden sein: Die Zweierdiskussionen zwischen den Präsidentschaftskandidaten wickelte der ORF am Donnerstagabend alle auf einmal ab.

Und damit war der Versuch der Schmerzvermeidung auch schon wieder gescheitert: Denn mit Zweierdiskussionen zu je einer Viertelstunde summierten sich die Schnellduelle auf mehr als zweieinhalb Stunden. Und das Pflaster wuchs sich zum Ganzkörperverband aus.

Dabei war zehnmal 15 Minuten schon die kürzere Variante: Kandidat Richard Lugner steht zwar auf dem Stimmzettel, durfte aber nicht mitreden. Nicht relevant, beschloss der Rundfunk. Aus Protest schenkte der Baumeister vor dem ORF-Zentrum Freibier aus.

Die Kandidaten im Studio schenkten sich derweilen gegenseitig ein, wenn auch hauptsächlich von ihren Wahlkampfteams vorbereitete Angriffe auf das jeweilige Gegenüber. Etwa Rudolf Hundstorfer, der erfahren haben will, dass Irmgard Griss einige in Wien aufgestellte Plakate nicht genehmigen hat lassen. Das Wählersegment der Magistratsbeamten mit verdichtetem Verwaltungsrechtsbewusstsein dürfte der rote Parteiveteran damit gut erreichen.

Die Pflasterstrategie des ORF ist – zumindest teilweise – aufgegangen: Zehnmal 15 Minuten Zweierdiskussion sind vergleichsweise schnell vorbei.

Zu früh gefreut hat sich Richard Lugner womöglich über die Dokumentation, die der ORF später sendete: "Menschen und Mächte spezial: Baumeister der Republik" handelt vom höchsten Amt. Nicht vom skurrilsten Kandidaten. (Sebastian Fellner, 14.4.2016)