Expräsident Hugo Chávez (li.) wird von viele weiter verehrt, er ließ 2007 im Protest gegen die USA die Zeit umstellen. Sein Nachfolger Nicolás Maduro (nicht im Bild) muss dies nun auch machen – allerdings nicht aus Protest, sondern wegen der Energiekrise.

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Caracas – Wegen der akuten Stromknappheit in Venezuela will Präsident Nicolás Maduro neben der Einführung einer Vier-Tage-Woche im öffentlichen Sektor auch die Uhrzeit umstellen. "Ich werde die Zeitzone ab dem 1. Mai ändern, um das Energiesparen im Land zu verstärken", verkündete der Sozialist am Donnerstag bei einer Rede im Regierungspalast in Caracas.

Derzeit ist Venezuela 6,5 Stunden hinter der Mitteleuropäischen Sommerzeit zurück – wie genau die Zeitzone geändert werden soll, will Maduro in den nächsten Tagen bekanntgeben. Zudem soll es kommende Woche für viele Bürger nur zwei Arbeitstage geben. Der Montag soll arbeits- und schulfrei sein, Dienstag ist ein Feiertag und Freitag soll per Dekret wegen der Energieengpässe bis Juni ein arbeitsfreier Tag in der öffentlichen Verwaltung sein, auch in Privatunternehmen soll drastisch Energie eingespart werden.

Wassermangel führt zu Stromknappheit

Auch in den größten Einkaufszentren solle mit "drastischen Maßnahmen" der Verbrauch gesenkt werden. Ziel sei es, die Energieeinsparungen zu verdoppeln. Maduro hat Frauen auch dazu aufgerufen, auf das Föhnen zu verzichten.

Hauptgrund für den außergewöhnlichen Notstand ist der Wassermangel im Stausee El Guri im Süden, dessen Wasserkraftwerk über 60 Prozent der Energiebedarfs in Venezuela deckt. Maduro macht das Klimaphänomen El Nino für einen starken Temperaturanstieg verantwortlich, der den Wasserpegel im See hat stark sinken lassen.

Henning Suhr, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Venezuela, betonte, die Regierung trage eine Mitschuld. "In den vergangenen Jahren hat die Regierung keine neuen Stauseen und Kraftwerke in Betrieb genommen, obwohl die Bevölkerungszahl und somit der Konsum stetig gestiegen ist", sagte er einer Presse-Agentur. (APA, 15.4.2016)