In Südkorea demonstrierten auch nach dem jüngsten – fehlgeschlagenen – Raketentest wieder Aktivisten gegen die Aufrüstungspläne des Nordens.

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Washington/Peking/Pjöngjang – Die USA und China haben den jüngsten Test einer Mittelstreckenrakete durch Nordkorea – wenn er offenbar auch missglückt ist – scharf kritisiert. Das Außenministerium in Washington forderte Nordkorea auf, alle Aktionen zu unterlassen, welche die Spannungen in der Region weiter anheizten.

Die Regierung in Pjöngjang solle stattdessen konkrete Maßnahmen ergreifen, um ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua wurde noch deutlicher: "Der Abschuss einer ballistischen Mittelstreckenrakete am Freitag durch die Demokratische Republik Korea markiert trotz seines Scheitern den nächsten Akt eines Säbelrasselns, das das Land ins Nichts führe, wenn es nicht beendet wird." Atomwaffen machten Nordkorea nicht sicherer. Im Gegenteil würden die hohen Kosten dafür die Wirtschaft des Landes ersticken. China ist von seinem früheren Verbündeten deutlich abgerückt.

Reicheweite bis nach Guam

Getestet wurde vermutlich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ Musudan mit einer geschätzten Reichweite von 2.500 bis 4.000 Kilometern. Die Musudan wurde erstmals im Oktober 2010 bei einer Militärparade in Pjöngjang vorgestellt. Der militärwissenschaftliche Informationsdienst IHS Jane's ist der Ansicht, dass es sich um eine Mittelstreckenrakete mit einem einzelnen Sprengkopf handelt, die auf der Straße transportiert werden kann und mit flüssigem Treibstoff betrieben wird.

Sie beruht demnach auf der russischen R-27 und nutzt auch Technik von Raketen des Typs Scud. Bei einer Reichweite der Raketen von 2.500 Kilometern könnten Südkorea und Japan getroffen werden, bei 4.000 Kilometern können die Raketen theoretisch den US-Militärstützpunkt auf der Pazifikinsel Guam erreichen, ein Außengebiet der USA. Experten sehen Nordkorea derzeit allerdings nicht in der Lage, das US-Festland anzugreifen.

13 Nordkoreaner desertierten

Staatliche nordkoreanische Medien berichteten unterdessen, südkoreanische "Spione" hätten eine Gruppe von 13 Nordkoreanern dazu verleitet, sich nach Südkorea abzusetzen. Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium hatte mitgeteilt, dass sich die 13 – ein Manager und zwölf weibliche Angestellte eines in der chinesischen Hafenstadt Ningbon von Nordkorea betriebenen Restaurants – nach Südkorea abgesetzt hätten.

Die von Nordkorea im Ausland betriebenen Restaurants gelten als wichtige Einnahmequelle für das isolierte, stalinistische Regime in Pjöngjang. Südkoreanische Regierungsstellen nehmen an, dass Nordkorea etwa 130 Gaststätten in einem Dutzend Länder unterhält, darunter in der Volksrepublik China. (APA,. Reuters, 15.4.2016)