Mladá Boleslav / Jungbunzlau – Am 16. April 1991 begann die Liason VW-Skoda, gefeiert wurde die Erfolgsgeschichte mit 500 Gästen im Skoda-Museum. Der Weg dorthin war ein riskanter Balanceakt, 1991 ging ihn Tschechiens Regierung ein – damals ging der Staatsbetrieb in Mladá Boleslav an die VW-Gruppe, seit 2000 zu 100 Prozent.
Vorgeschichte: Am 9. Mai 1945 (!) hatten sowjetische Kampfflugzeuge mit deutscher Kennung die Fabrik flach gemacht, um antideutsche Ressentiments zu schüren. Die Wende 1989 war erst zwei Jahre jung, das Land hatte mit 95 Prozent Verstaatlichung den höchsten Anteil im Ostblock, dagegen war die DDR ein Privatparadies. Wie sagte der legendäre Langstreckenläufer Emil Zátopek? "Wir waren alle ein bisschen Kommunisten."
Felicia bis Superb
VW als neuer Besitzer, das war auch politisch im Hinblick auf die Vergangenheit heikel. Der Erfolg des Projektes begrub aber alle Einwände unter sich. Heute blickt Ahnvater Ferdinand Porsche, nur 45 km von Jungbunzlau entfernt geboren, gütig von einem Bild im Werkmuseum auf die neue Zeit. Bei der Fahrt im Felicia von 1991, dem ersten Modell aus der Kooperation, wird einem der Quantensprung der Entwicklung bis zum Skoda Superb voll bewusst. Als Draufgabe huschte noch rasch ein SUV-Prototyp über die Festbühne.
Heute produzieren im Stammwerk 29.000 Mitarbeiter mehr Autos jährlich als ganz Italien, weltweit eine Million Fahrzeuge. Und ein Hauch von k.u.k.-Monarchie findet sich auch immer wieder: Kaiser Karl fuhr bei Besuchen in Böhmen einen Laurin & Klement, so hieß die Firma bis zur Fusion mit Skoda 1925, der Namensgeber Emil von Skoda starb im obersteirischen Selzthal, und das Zweigwerk in Königgrätz erinnert an Habsburgs Niederlage von 1866. (Peter Urbanek, 19.4.2016)
Nachlese:
Vison S: Fünfzig Meter Ausfahrt mit einer Vision