Lucas Gregorowicz als Adam Raczek (r.).

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Der Vorwurf ist so alt wie der Tatort und der Polizeiruf 110 selbst. Auch, oder gerade, wenn es spannend ist: Es wird einfach keine realistische Polizeiarbeit gezeigt, sondern die Ermittler durchleben in einer Folge mehr Action als echte Polizisten in einem Dienstjahr.

Dass dies am Sonntag im deutsch-polnischen Polizeiruf 110 (Der Preis der Freiheit) nicht zutrifft, zeigt sich schon in den ersten Szenen. Ein junger Mann klaut in Berlin ein Luxusauto und will damit Richtung Polen verschwinden. Das ist so alltäglich und vermeintlich unspektakulär, dass die Lust zum Weiterschauen zunächst nicht besonders ausgeprägt ist.

Eine junge Polizistin, die ihn verfolgt, stirbt beim Unfall. Traurig natürlich, aber nach Krimi und Spannung riecht das nicht. Doch dann bleibt man dran, und es lohnt sich.

Zum einen entspinnt sich eine ruhige Geschichte, die einen schwer loslässt. Es geht um Schuld und Verantwortung sowie ganz konkret um einen einsamen Landstrich am Grenzfluss Oder, in der Polizei und Bürgerwehr unterschiedliche Ziele verfolgen.

Unaufgeregt, aber unerbittlich geht das Ermittlerduo Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lukas Gregorowicz) seiner Arbeit nach. Es gibt kein Spektakel, es ist einfach alles so selbstverständlich wie der Lauf der Oder, die diesem ohnehin sehr besonderen, fast verwunschenen, Landstrich eine ganz eigene Note gibt.

Manchen Sidekick wie den trägen Hund im Kommissariat oder ein verschwundenes Pausenbrot hätte man sich sparen können. Auch die Bösen sind etwas zu klischeehaft böse.

Aber selbst das mindert den Gesamteindruck nicht, wenn man sich auf diese stillen Tage an der Grenze einlassen will. (Birgit Baumann, 16.4.2016)