Erhard Busek braucht sich nicht zu wundern, wenn ihn Parteikollegen für eine Nervensäge halten. Schonungslos rechnet der Exobmann ab, wenn in der ÖVP etwas schiefläuft – also ziemlich oft. Dass er gescheit(er) ist, lässt der 75-Jährige Kontrahenten gerne spüren, eine Prise Sarkasmus bringt Wunden lange zum Brennen. Nicht so weltmeisterlich wie die Rhetorik war jedoch die eigene Bilanz als Parteichef – da ist schon nachvollziehbar, dass ihn manche einen Besserwisser nennen.

Umso verständlicher ist dies aus der Perspektive eines treuen Parteisoldaten, der im Präsidentenwahlkampf gerade mit vollem Einsatz in eine absehbare Niederlage rennt. Dass Busek den Kandidaten kritisiert, ist eine Sache; er ist beileibe nicht der Einzige in seiner Partei, der Andreas Khol für den falschen Mann hält. Doch ein Solidaritätsauftritt mit Irmgard Griss, der mutmaßlichen Zerstörerin aller VP-Hoffnungen, zählt dann wirklich zu den harten Bandagen.

Und dennoch: Eine prägende Persönlichkeit der ÖVP-Geschichte, wie es Busek ist, muss das dürfen, ohne – wie manche seiner Gegner nun fordern – aus der politischen Heimat verstoßen zu werden. Der Ruf nach dem Parteiausschluss wegen offener Dissidenz ist in einer Partei, in der die hinterfotzige Intrige gegen das eigene Spitzenpersonal eine lange Tradition hat, nicht nur lächerlich, sondern aus Sicht der Khol-Verteidiger auch ungeschickt: Diese Kleingeistigkeit macht den Kritiker nur noch größer. (Gerald John, 15.4.2016)