Sydney – Im Pazifik-Inselstaat Nauru ist ein Flüchtling wegen versuchten Suizids verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu zwei Monate Haft gefordert, doch verhängte ein Gericht eine Geldstrafe von 200 australischen Dollar (136 Euro). Die Regierung hatte argumentiert, eine harte Reaktion sei nötig, um Flüchtlinge daran zu hindern, sich selbst zu verletzen, "um zu bekommen, was sie wollen".

"Dies macht einen krank. Die Regierung von Nauru hat einen Flüchtling des 'versuchten Suizids' angeklagt, nachdem er versucht hat, sich das Leben zu nehmen", schrieb die Grüne australische Senatorin Sarah Hanson-Young am Freitagabend auf Twitter. Barri Phatarfod von der Hilfsorganisation Doctors for Refugees sagte dem australischen Fernsehsender ABC, es sei "völlig unangebracht, einen versuchten Suizid zur Straftat zu machen".

Wohnung ohne Erlaubnis gewechselt

Laut ABC war der iranische Flüchtling Sam Nemati mit seiner heute achtjährigen Tochter Aysa zwei Jahre lang in einem von Australien finanzierten Flüchtlingszentrum festgehalten worden, bevor er in einer Gemeinde angesiedelt wurde. Weil er nach eigenen Angaben ohne Erlaubnis die Wohnung gewechselt hatte, damit seine Tochter bei anderen Kindern sein könne, wollte ihn die Polizei Ende Jänner fortbringen.

Laut ABC war Nemati in dieser Situation so verzweifelt, dass er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er wurde im Krankenhaus behandelt, bevor er angeklagt wurde. Gemäß der harten australischen Einwanderungspolitik werden Bootsflüchtlinge, die nach Australien wollen, in Lager auf Nauru oder Papua-Neuguinea gebracht. Selbst wenn ihr Asylantrag angenommen wird, können sie nicht nach Australien kommen, sondern müssen in den Ländern bleiben. (APA, 16.4.2016)