Addis Abeba – Bei einem Überfall bewaffneter Männer aus dem Südsudan sind in Äthiopien nach Regierungsangaben rund 140 Menschen getötet worden. Bewaffnete Angehörige des südsudanesischen Stammes der Murle hätten eine Ortschaft nahe der Stadt Gambella überfallen, sagte ein Sprecher des äthiopischen Außenministeriums am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Die Murle, die vor allem im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei leben, rauben regelmäßig Viehherden in angrenzenden Regionen. In der Region um Gambella leben vor allem äthiopische Angehörige der Nur-Ethnie – neben den Dinka zugleich die größte Volksgruppe im Südsudan – aber auch 272.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland. Dort herrscht seit Dezember 2013 ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern von Präsident Salva Kiir und seinem langjährigen Rivalen Riek Machar. Die beiden Politiker gehören den rivalisierenden Volksgruppen der Nur und der Dinka an.

Wiederholte Konflikte

Der äthiopische Außenamtssprecher sagte, die Angreifer hätten bei ihrem Überfall am Freitag mehrere Menschen verschleppt. Die Armee verfolge die Angreifer und habe "eine große Zahl" von ihnen getötet. "In den Grenzregionen sind Streitigkeiten um Vieh nicht selten", sagte der Sprecher, nicht jedoch in der aktuellen Größenordnung. Er gehe aber nicht davon aus, dass der Angriff direkt etwas mit den Konfliktparteien im Südsudan zu tun habe.

Machar wurde am Sonntag in Gambella erwartet. Am Montag soll er erstmals seit zwei Jahren in die südsudanesische Hauptstadt Juba reisen. Äthiopien spielt eine führende Rolle als Vermittler im Friedensprozess im Südsudan. Laut einem im Februar vereinbarten Friedensplan soll Machar in einer Einheitsregierung mit seinem Rivalen Kiir den Posten des Vizepräsidenten übernehmen. (APA, 17.4.2016)