Wien/Völkermarkt – Der 23-jährige Kärntner, der mit zwei Rohrbomben im Gepäck zum Arbeiten nach Wien gereist war und am Wochenende für Aufsehen gesorgt hatte, als die funktionstüchtigen Bomben von seinem Unterkunftgeber in seinem Zimmer in Wien-Favoriten gefunden wurden, befindet sich wieder auf freiem Fuß. Das Wiener Straflandesgericht gab am Sonntag dem U-Haft-Antrag der Staatsanwaltschaft nicht Folge.

Wie Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA mitteilte, lag nach Ansicht des Haftrichters kein dringender Tatverdacht in Richtung vorsätzlicher Gefährdung durch Sprengmittel vor. "Allenfalls ist ein Verstoß gegen das Sprengmittelgesetz gegeben", sagte Salzborn. Das allein war für die Verhängung der U-Haft nicht ausreichend. Da somit keine Haftgründe gegeben waren, wurde der junge Mann unverzüglich auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft hat die Möglichkeit, diese Entscheidung zu bekämpfen.

Für lauteren Knall mit Nägeln präpariert

Bei den Rohrbomben handelte es sich nach Angaben des Verdächtigen um "Osterböller". Wie der Tischler in seiner Einvernahme vor dem Haftrichter erklärte, hatte er mehrere davon in seinem Heimatort im Bezirk Völkermarkt hergestellt und im Beisein von Freunden und Bekannten auch auf einem Feld gezündet.

Nach der Festnahme des Mannes, der in Wien auf einer Baustelle beschäftigt war, hatte das Kärntner Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) am vergangenen Freitag in der Werkstatt des jungen Mannes eine funktionstüchtige Bombe – ein abgeschnittenes, mit Schwarzpulver gefülltes Kupferrohr – und acht Rohlinge entdeckt.

Weil ihm seine Böller zu wenig laut waren, dürfte er zwei von ihnen nach Ostern mit nach Wien genommen haben. Seinen Angaben zufolge wollte der Tischler sie dort mit zusätzlichen Utensilien – um den Knall zu verstärken, hatte er schon Nägel an den Rohren fixiert – "auffetten" und nachpräparieren.

Zimmerkollege offenbar unbeteiligt

Die Strafverfolgungsbehörden hatten bereits nach ersten Ermittlungsergebnissen ein terroristisches oder politisches Motiv und Anschlagpläne ausgeschlossen. Ein angeblich möglicher rechtsextremer Hintergrund, den der "Kurier" in seiner Sonntag-Ausgabe ins Spiel brachte, wurde gegenüber der APA schon am Samstag mit dem Hinweis zurückgewiesen, man habe das familiäre Umfeld des Tischlers beleuchtet und dafür keine Anhaltspunkte gefunden.

Der 17 Jahre alte Zimmer- und Arbeitskollege des Tischlers, der anfangs auch unter Verdacht geraten war und vorübergehend festgenommen wurde, dürfte mit der ganzen Sache nichts zu tun gehabt haben. Weder wurden an seiner Heimatadresse im Bezirk Klagenfurt-Land verdächtige Gegenstände gefunden noch war er am Transport der Böller nach Wien beteiligt. In seinem Fall hatte die Staatsanwaltschaft gar keinen Antrag auf Verhängung der U-Haft eingebracht. (APA, red, 17.4.2016)