So einfach wie ein Elfmeter ohne Tormann: Streams von Ballspielen aus dem Amateurbereich.

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Wien/Mauer – Mehr als 300 Millionen Menschen sind weltweit aktiv im Fußball involviert. Allein in Österreich gibt es 2237 Fußballvereine mit 11.852 Mann- und Frauschaften. Die hochgerechnet 130.372 Spieler und Spielerinnen fast jeden Alters rennen in 136.305 Matches pro Saison eifrig dem Ball nach, um diesen möglichst oft im gegnerischen Tor zu platzieren.

Von den meisten der unzähligen Treffer, lässigen Übersteiger, eleganten Pässe oder unfeinen Fouls, die dabei zu sehen sind, bekommt gerade einmal eine überschaubare Zahl an Fans am Spielfeldrand etwas mit. Nur ein kleiner Bruchteil des hierzulande und weltweit gezeigten ballesterischen Könnens gelangt je vor die Augen eines breiten TV-Publikums. Ein österreichisches Start-up ist angetreten, das zu ändern.

Fast in Echtzeit

Sini Zobic, Richard Haller und Thomas Aigner von sportvideos365.com haben die hehre Vision, mit ihrer Plattform alle Tore und sportlichen Highlights aus dem Amateurbereich im Fußball, Hockey, Lacrosse und in anderen Teamspielen nicht nur auf Video festzuhalten, sondern den Fans auch in (fast) Echtzeit aufs Smartphone zu schicken. Das Ganze soll dabei so einfach sein wie ein Elfmeter ohne Torwart: Ein Knopfdruck genügt.

So kinderleicht geht es natürlich nicht. Es braucht eine Videokamera mit Stativ und spezieller Software, die zusammen mit Zusatzakku, Sim- und Speicherkarte als Paket geliefert wird. Kostenpunkt: 699 Euro. "Auspacken, und nach fünf Minuten ist das Ganze startklar", verspricht Aigner im Gespräch mit dem STANDARD. Fällt ein Tor oder ereignet sich eine spannende Chance, drückt der Kameramann auf den Knopf, und 20 Sekunden vor und zwei Sekunden nach dem Highlight werden ausgeschnitten, als fertiger Videoclip ins Internet gestreamt und können auf verschiedenen Sites am Computer oder per App (nach Erhalt einer Textnachricht) am Handy angeschaut werden. Langfristig entstehe damit auch eine Datenbank, mit der man "die Bilder des Ronaldos von morgen schon heute beobachten kann", veranschaulicht Aigner.

Millionen Zugriffe

Vor gut einem Jahr gestartet, sind bisher mehr als 56.000 Tore in rund 16.250 Spielen in Österreich, der Schweiz und Deutschland gefilmt worden. 33 Millionen Mal wurden Aigner zufolge innerhalb der ersten zwölf Monate die Videos abgerufen. Knapp 500 Systeme wurden in der DACH-Region bisher verkauft.

Das soll erst der Anfang für das junge Unternehmen sein. "Wir wollen in möglichst viele Länder", betont Aigner. Als Nächstes werden die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Irland und Spanien anvisiert. Mithilfe des Silicon-Valley-Programms der Wirtschaftskammer will das Start-up zudem in den nächsten Monaten Kontakte zu amerikanischen Soccer-Verbänden aufnehmen und den US-Markteintritt vorbereiten.

Das dreiköpfige Sportvideos365.com-Gründerteam ist bereits um fünf Mitarbeiter gewachsen, weitere werden gesucht. Geboten wird etwa ein "googleähnliches Arbeitsklima in einem umfunktionierten Einfamilienhaus mit Garten, Pool und Grillecke". (Karin Tzschentke, 18.4.2016)