Bosch ist wieder da. Nein, das ist keine Heimwerkersendung mit Andreas Steppan als rotgelbes Baumax-Männchen, sondern eine Krimiserie, in der es um Hieronymus Bosch geht. Richtig: Das ist nicht der niederländische Maler, sondern der Detective der Mordkommission von Los Angeles – in amerikanischer Verballhornungstradition ganz einfach: Harry.
Bosch ist also zurück, nachdem er mehrere Monate lang suspendiert worden war, weil er sich in der ersten Staffel nicht ganz an die Vorschriften des LAPD gehalten hatte. Und lang dauert's nicht, da riskiert er schon die nächste Auszeit: Der Mord an einem Produzenten aus dem Erwachsenenfilmmilieu ist aufzuklären.
Mit einer melancholisch-entrückten Coolness, die vor ihm höchstens noch Robert Mitchum drauf hatte, nimmt Bosch die Witterung auf, durchsucht, bricht ein, verhört, verprügelt, holt sich Standpauken ab ... normale Polizeiarbeit, wie Roman- und Drehbuchautor Michael Connelly es sich so vorstellt.
Der Plot verfolgt mehrere Handlungsstränge – gut so, sonst würde Bosch gar noch fad werden. Wie schon in der ersten Staffel ermittelt er inoffiziell im 40 Jahre alten Cold Case des Mordes an seiner Mutter – einem Callgirl. Außerdem geht's um Jazz, Liebe, Familie, Politik und Intrigen. Für jeden etwas. Und dann ist da noch Boschs Wahnsinnshaus, hoch über dem Moloch von L.A., mit Blick fast bis nach Japan!
Bosch ist nicht so ausgelutscht wie die Folgestaffeln anderer Serien. Gutes Krimihandwerk, von dem man mehr sehen möchte, nicht zuletzt wegen Charakterschädel Titus Welliver. Die dritte Staffel kann ruhig kommen. Vielleicht erfährt man dann, warum Harry eigentlich Hieronymus heißt. (Gianluca Wallisch, 18.4.2016)
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