New York City: Noch immer die Hauptstadt der Welt

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Neulich in New York. Obwohl sich die Welt ständig weiterdreht, hat man im guten, alten Big Apple immer noch das Gefühl, sich am Nabel der Welt oder zumindest in ihrer Hauptstadt zu befinden. Unglaublich, wie lange man nicht mehr da war, sicherlich zehn, fünfzehn Jahre. Moment! Genau genommen sind es jetzt achtzehn Jahre, seit man zum letzten Mal über die Brooklyn Bridge nach Manhattan in diese atemberaubende Kulisse spaziert ist. Damals noch mit einer Freundin und ohne Familie, aber mit dem festen Glauben, das ganze Leben noch vor sich zu haben. War ja auch so.

Soon-to-be-New York

Nur drei Jahre später sind die Twin Towers des World Trade Centers in sich zusammengekracht. Und falls man je davon geträumt hatte, in New York City zu leben, war man jetzt froh, weit weg zu sein, wiegte das eigene, noch nicht einmal ein Jahr alte Kind in den Armen und starrte angstvoll auf den Fernsehbildschirm irgendwo in Berlin-Mitte – von manchen damals auch konsequent "Soon-to-be-New-York" genannt, aber nur nicht, dachte man nach den Anschlägen.

Damals, vor 911

Auch das sind fast schon wieder 15 Jahre her, denkt man ganz bei sich im Stillen, schaut beim Anstellen in der Schlange zum Ground Zero Museum versonnen auf das große Kind, das einem längst über den Kopf gewachsen ist und nach nur zwei Tagen Manhattan das New York und sein U-Bahn-System mit einer Leichtigkeit verinnerlicht hat, während man selbst altbacken und umständlich mit dem Stadtplan hantiert. Die Geschichten, die man zu erzählen hat, beginnen jetzt gerne mit "damals". Damals, als Du noch nicht auf der Welt warst, als es das World Trade Center noch gegeben hat, als ich kurz nach der Matura bei einem Freund in Williamsburg gewohnt habe, als es die "Mars Bar" noch gab, als es im Meat Packing District noch Fleischer und Transen und keine Galeristen und Touristen gab, als die Lofts in Brooklyn noch billig zu haben waren. Undundund.

Das ist doch ...

Das Kind schaut höflich, aber ein bisschen gelangweilt von seinem Iphone auf – und lächelt milde. Das Lokal, in dem wir gerade sitzen, gibt es immerhin auch schon fast 20 Jahre. Das ist damals gerade richtig schick geworden. Ist es noch immer. Und: Oh, my God! Jetzt sehe ich es. Besser: Jetzt sehe ich IHN. Unglaublich: Wer sitzt denn da hinten am Tisch? Im selben Lokal. Mitten in Manhattan. Ich fasse es nicht. Das ist doch ... Siehst du ihn auch? Halllllo!!! Siehst du ihn auch? Bitte nur nicht zu auffällig umdrehen. Oh Gott, ich glaub, er hat hergeschaut. Ich bin mir ziemlich sicher. Ist das der Wahnsinn!!! Der sieht vielleicht heiß aus.

Mama, sagt das Kind, mit einem Tonfall, der mich ganz sicher auch ein bisschen beruhigen soll: Wer bitte ist Sean Penn? (Mia Eidlhuber, 17.4.2016)