Tomi (re, verfolgt von Rotpuller) erzielte den einzigen Treffer im 317. Wiener Derby.

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Ein Wiener Derby ist manchmal zweckgebunden, es dient der Therapie. Rapid und die Austria kränkeln, die einen machen angeblich nur eine Ergebniskrise durch (Rapid), die anderen (Austria) treffen und treffen nicht ins Tor. Und zwar tatsächlich seit drei Partien. Titelverteidiger Red Bull Salzburg hat, ohne zu überzeugen, die beiden nicht nur in Wien populären Vereine in der Meisterschaft abgehängt.

Die 317. Derby-Auflage am Sonntagnachmittag vor 26.200 Zuschauern im Happel-Stadion war an Spannung also überbietbar, gerade diese Form von Nebensächlichkeit machte den Reiz aus. Rapids Trainer Zoran Barisic nominierte den Spanier Tomi als Sturmspitze, was wiederum Matej Jelic gekränkt haben dürfte. Kollege Thorsten Fink setzte auf Kevin Friesenbichler, das mag einen nostalgischen Grund gehabt haben. Friesenbichler erzielte im Herbst kurz vor Schluss das Siegestor zum 2:1. Olarenwaju Kayode war Austrias Jelic. Auswärts hat übrigens Rapid zweimal glatt gewonnen (5:2, 3:0).

Die Grünweißen begannen forsch, schließlich sind sie Zweiter, während die Violetten als Dritte Sturm Graz im Nacken spüren. Kapitän Steffen Hofmann, der 35-Jährige wurde vor Anpfiff für sein 501. Pflichtspiel geehrt (das 500. fand in Wolfsberg statt, kein passender Partyplatz), versuchte mit Steil- und Wechselpässen die Sache zu beschleunigen, Löcher in das System der Austria zu bohren. Das gelang phasenweise, der flinke Linksaußen Florian Kainz wirbelte, vollierte an Robert Almers Tor vorbei (16.). 21. Minute: Steffen Hofmann schießt nach Zuspiel von Kainz relativ knapp drüber. 44. Minute: Stefan Schwab trifft das Außennetz.

Rapid bestimmend, Austria harmlos

Schiedsrichter Harald Lechner war bemüht, nur das Notwendigste zu pfeifen, er wollte dem Spiel der Gezeichneten den Fluss, der mitunter zum Bach geriet, nicht nehmen. Fazit der ersten Hälfte: Rapid bestimmend, ballsicherer und gefährlicher, die Austria harmlos. An der Charakteristik änderte sich wenig, Rapid agierte, drängte, hatte Pech. 50. Minute: Verteidiger Stephan Auer schlenzt den Ball an die Latte. 54. Minute, historische Szene, erste Chance der Austria: Richard Strebinger wehrt Marco Meilingers Schuss kurz ab, Roi Kehat macht aus dem Abpraller genau nichts. Kehat geht, Kayode kommt.

58. Minute: Rapid erzielt das längst fällige 1:0. Auf billige Weise. Alexander Grünwald versucht einen Abschlag aus dem Strafraum, er schießt allerdings Louis Schaub an, der Ball landet bei Tomi, der ihn durch Almers Beine über die Linie schiebt. Die Hütteldorfer ließen nichts mehr anbrennen, haben sich selbst therapiert. Der Rückstand auf Salzburg beträgt weiter sechs Zähler, der Vorsprung auf die Austria wurde auf acht ausgebaut. Immerhin hat Patient Austria noch eine Titelchance. Sie gastiert am Mittwoch in Salzburg, das Halbfinale des Cups steht an. Klingt nach Krankenhausaufenthalt. (Christian Hackl, 17.4.2016)

Bundesliga, 31. Runde, Sonntag

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:0 (0:0)
Ernst-Happel-Stadion, 26.200 Zuschauer, SR Lechner

Tor: 1:0 (58.) Tomi

Rapid: Strebinger – Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Auer – Grahovac, Schwab – Schaub (77. Schobesberger), S. Hofmann (87. Nutz), F. Kainz – Tomi (70. Jelic)

Austria: Almer – F. Koch, Sikov, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser, A. Grünwald – Gorgon (70. Venuto), Kehat (57. Kayode), Meilinger (87. Serbest) – Friesenbichler

Gelbe Karten: keine