Damaskus – Wegen angeblicher Verstöße der Regierungstruppen gegen die Waffenruhe wollen mehrere syrische Rebellengruppen eine Großoffensive starten. "Nach der Zunahme der Verstöße durch Regierungskräfte, darunter die gezielte Vertreibung von Menschen und die anhaltende Bombardierung von Wohnvierteln, erklären wir in Reaktion den Beginn der Schlacht", schrieben zehn Rebellengruppen in einer Erklärung am Montag.

Damit steht die seit Ende Februar geltende Waffenruhe vor dem Aus. In Syrien war im Februar unter Vermittlung Russlands und der USA erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs eine landesweite Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und moderaten Rebellen ausgehandelt worden. Die Feuerpause galt nicht für die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) oder die islamistische Al-Nusra-Front. Trotz Verstößen beider Seiten hielt die Waffenruhe zunächst und führte zu einem deutlichen Rückgang der Gewalt in Syrien.

Kämpfe in der Provinz Aleppo

In den vergangenen Tagen flammten jedoch die Kämpfe in der Provinz Aleppo wieder auf. Dabei hätten laut der oppositionsnahen Syrischen Beobachterstelle für Menschenrechte Rebellengruppen einen Ort in der Provinz Hama fast ganz eingenommen. Umgekehrt seien bei Angriffen der syrischen Luftwaffe in Homs mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.

Die Erklärung von Montag wurde von den mächtigen islamistischen Rebellengruppe Jaish al-Islam und Ahrar al-Sham unterzeichnet, die besonders einflussreich in der Region Ost-Ghuta und in Aleppo sind. Jaisch al-Islam wird von Mohammed Alloush geführt, der bei den Friedensgesprächen in Genf der Chefunterhändler der Opposition ist.

Alloush forderte am Sonntag erneute Angriffe auf die Armee. "Vertraut nicht dem Regime und wartet nicht auf sein Mitleid", schrieb Alloush auf Twitter. "Schlagt sie in den Nacken. Schlagt sie überall."

Syrische Opposition stellt Friedensgespräche infrage

Die syrische Opposition stellte unterdessen angesichts der brüchigen Waffenruhe die Friedensgespräche infrage. Ihr Koordinator Riad Hidshab nannte eine Fortsetzung der Verhandlungen in Genf am Montag auf Twitter inakzeptabel, sollten die Regierung und ihre Verbündeten nicht die Belagerungen von Städten beenden und Bombenangriffe gegen zivile Ziele einstellen. Er sprach von einer "Verletzung der Rechte des Volkes und des internationalen Rechts", ohne Einzelheiten zu nennen.

Die Friedengespräche in Genf gelten als bislang beste Chance, den syrischen Bürgerkrieg zu beenden. (APA, Reuters, 18.4.2016)