Ein Rendering des in Fertigstellung befindlichen Schiffes, das den Namen "Boaty McBoatface" erhalten könnte.

Foto: NERC

Das britische National Environment Research Council (NERC) erhält ein neues Forschungsschiff. Das rund 200 Millionen Pfund (etwa 250 Millionen Euro) teure Seevehikel soll 2019 erstmals zu einem wissenschaftlichen Einsatz in der Arktis aufbrechen.

Um die Öffentlichkeit einzubeziehen und Interesse für die Forschung zu erzeugen, hat man sich dazu entschlossen, den Namen des Schiffs über einen Online-Contest zu ermitteln. Dabei entschloss man sich, nicht einfach nur eine Auswahl vorzugeben und über diese abstimmen zu lassen, sondern ließ die Netzgemeinde auch eigene Vorschläge einreichen. Das nun feststehende Ergebnis, so meinen manche Beobachter, war absehbar.

"It's bloody cold here"

Dass sich manche Teilnehmer nicht unbedingt an die Einreichbedingungen – Vorschläge sollten inspirieren und Bezug zu Umwelt- und Polarforschung herstellen – halten würden, war zu ahnen. Auf Platz 4 des finalen Rankings findet sich etwa der Taufvorschlag "RRS It's bloody cold here". Den letzten "Stockerlplatz" nimmt der Vorschlag "RRS Henry Worsley" ein, der den Namen des heuer verstorbenen Polarforschers aufgreift. Rund 15.000 Nutzer konnten sich dafür begeistern.

Platz 2 geht an "RRS Poppy-Mai", inspiriert vom traurigen Schicksal eines 16 Monate alten Mädchens. Ihm wurde Ende März ein unheilbarer Gehirntumor diagnostiziert, der Fall bewegte die britische Öffentlichkeit. Über 34.000 Nutzer votierten für diesen Namensvorschlag.

124.000 Stimmen für "Boaty McBoatface"

Eindeutiger Gewinner der Abstimmung ist allerdings "RRS Boaty McBoatface" mit über 124.000 virtuellen Zustimmungserklärungen. Der Erfolg zeichnete sich schon vor einigen Wochen ab, denn der Namensvorschlag lag bereits damals schon unter den mehr als 7.000 Vorschlägen klar in Führung und erfreute sich regen Zulaufs.

Die Verantwortlichen des NERC bringt dieser Ausgang hingegen in ein Dilemma. Denn bei ihnen liegt die Letztentscheidung darüber, ob das 126 Meter lange und 15.000 Tonnen schwere Schiff nun tatsächlich auf "Boaty McBoatface" getauft wird. Da man diese Einreichung trotz Widerspruch zu den eigenen Wettbewerbs-Richtlinien nicht vorzeitig aus dem Rennen genommen hat, könnte es für einigen Ärger in der Online-Community sorgen, sollte man einen anderen Vorschlag zum Sieger küren.

Abwarten auf NERC-Entscheid

In Umlauf gebracht hatte die Bezeichnung der BBC-Radiomoderator James Hand, der diesen allerdings als Scherz gemeint hatte. Jedoch hatte sich schnell eine große Anhängerschaft für die Idee gefunden. Er selbst hält den Vorschlag zwar immer noch für "brilliant", hat aber selbst für den fünftplatzierten Namen "RRS David Attenborough" gestimmt.

"Eigentlich hat das Ganze nichts mit mir zu tun", zitiert ihn der Guardian. "Ich habe zwar den Vorschlag gemacht, aber die Sache ist zum Selbstläufer geworden. Es bleibt abzuwarten, auf welchen Namen NERC-Chef Duncan Wingham das Schiff nun taufen wird. (gpi, 18.04.2016)