Wien – Der Politologe Hubert Sickinger äußert Zweifel an den Spendenangaben der Bewerber für das Bundespräsidentenamt. Der Parteienfinanzierungsexperte hält es auf seinem Twitter-Profil für "ausgeschlossen", dass der von den Grünen unterstützte Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen über 600.000 Euro mehr ausgegeben haben soll als die Kandidaten von SPÖ und ÖVP, Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol.
Die offengelegten Zahlen würden nicht dem Eindruck gerecht werden, den die bisherigen Auftritte der Kandidaten in der Öffentlichkeit hinterlassen hätten, sagt Sickinger, der spekuliert, dass Van der Bellen korrekte Zahlen angegeben habe, die übrigen Kandidaten aber zu niedrige.
Kritik von Van-der-Bellen-Manager
Kritik an den Zahlen der Mitbewerber äußert auch Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl. Bei den offengelegten Geldern "kann es sich nur um einen Gag handeln", sagt Lockl, der auch Obmann des Vereins "Gemeinsam für Van der Bellen" ist.
Niemand könne ernsthaft annehmen, "dass Van der Bellen mehr Plakate, mehr Inserate, größere Veranstaltungen oder mehr Personalressourcen zur Verfügung hat als Herr Hofer, Herr Hundstorfer und Herr Khol", so Lockl. Tatsächlich habe das Team Van der Bellen bisher etwa noch kein einziges Inserat geschaltet. "Allein die Auflistung der bisher geschalteten Inserate von Mitbewerbern zeigt, dass einzelne Budgetangaben nicht stimmen können", meint Lockl.
Hundstorfer: Halte mich an Abkommen
Die Unterstellung, er habe nicht korrekt abgerechnet, weist Hundstorfer im STANDARD-Gespräch zurück: Er habe "nach Punkt und Beistrich" korrekt aufgeschlüsselt, so Hundstorfer. Die Kritik Lockls kann er nicht nachvollziehen: Van der Bellen solle "lesen, was er unterschrieben hat": Das Fairnessabkommen verlange nämlich von den Kandidaten, abrechnungsgemäß aufzuschlüsseln. Da einige Posten seiner Kampagne aber noch gar nicht abgerechnet seien, könnten sich diese folglich nicht in der Aufschlüsselung wiederfinden. Hundstorfer bestätigt, dass die tatsächlichen Ausgaben über den in der Zwischenbilanz angegebenen Zahlen liegen.
Khol: Bedingungen erfüllt
Auch das Team von Andreas Khol wies die Vorwürfe zurück. Die bekannt gegebenen Zahlen würden sich auf den Stichtag 15. April. beziehen, heißt es. Der Verein erfülle alle Bedingungen des Fairnessabkommens. (red, 18.4.2016)