Beim Landeanflug auf London-Heathrow soll vergangenes Wochenende ein Airbus A320 der British Airwaves frontal mit einer Drohne kollidiert sein. Die 137 Insassen blieben unverletzt und auch das Flugzeug konnte nach einer Überprüfung für den nächsten Flug freigegeben werden.
Eingriffe in den Luftraum durch an Popularität zunehmende Drohnen sind aktuell ein strittiges Thema. Während einige Horrorszenarien durchaus möglich sind, gibt eine Studie Entwarnung und relativiert. Ein Risiko bleibt bei der neuen Technologie dennoch bestehen: der Mensch.
Drohnen-Kollisionen
Beispiele gibt es zur Genüge: Bereits 2014 sorgte ein Fall in Florida für Aufsehen, als ein Jet laut Aussage des Piloten beinahe mit einer Drohne kollidierte. In Polen verfehlte etwa eine Drohne eine Lufthansa-Maschine um nur hundert Meter. Auch bei Paris soll Anfang dieses Jahres eine Drohne fast mit einem Airbus mit über hundert Passagieren zusammengestoßen sein. Ein auf YouTube kursierendes Video eines Drohnen-Crashes stellte sich (für alle, die das Video bis zum Ende ansahen) als Fake heraus, bildet aber eine existierende Gefahr ab.
Laut UK Airprox Board (UKAB) ereigneten sich in Großbritannien alleine im Jänner und Februar dieses Jahres zehn sicherheitsgefährdende Annäherungen (AIRPROX) durch Drohnen, von denen vier mit der höchsten Gefahrenstufe bewertet wurden.
"Ehrlich gesagt war es nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer Drohnen-Kollision kam, angesichts der großen Zahl [an Drohnen], die von Amateuren geflogen werden, welche die Risiken und Regeln nicht verstehen", meinte Flugsicherheitsexperte Steve Landells von der British Airline Pilots Association bezüglich der aktuellen Kollision gegenüber The Guardian.
Studie relativiert
Die kleineren Drohnen, die vor allem von Hobby-Piloten eingesetzt werden, stellen aber kaum eine Gefahr dar, behaupten Forscher des Mercatus Center der George Mason University in Virginia. In ihrer Studie griffen sie auf Daten von Kollisionen mit vergleichbar großen Vögeln zurück.
Insgesamt hätte es seit 1990 160.000 Zusammenstöße mit Vögeln gegeben, nur rund 14.000 davon hätten allerdings Schäden am Flugzeug hinterlassen. Dafür seien vor allem Tiere verantwortlich gewesen, die in größeren Formationen flogen. Nur drei Prozent der Kollisionen mit kleineren Vögeln, die mit Drohnen zu vergleichen sind, hätten Schäden hinterlassen.
Die Studie bemängelt, dass selbst einfache Sichtungen von Drohnen als Beinahekollision aufgezeichnet werden. Nur 27 der 764 festgehaltenen Begegnungen sollen jedoch tatsächlich knappe gewesen sein. Eine 2 Kilogramm-Drohne benötige im Schnitt ganze 1,87 Millionen Jahre Flugzeit, um ein Flugzeug zu beschädigen, und 187 Millionen Jahre, um einen Passagier an Bord zu verletzen, errechneten die Forscher.
Risikofaktor Mensch
Die Gefahr durch Vögel ist aber nicht zu unterschätzen. Neben der berühmten Notlandung eines Passagierflugzeuges im Hudson River 2009 existieren zahlreiche weitere Beispiele für Schäden durch Vogelschlag. Neben künstlichen Lärmquellen, Schreckschusspistolen oder Hunden werden daher sogar Falken auf Flughäfen eingesetzt, um Vögel zu verscheuchen. In Japan sollen dazu angeblich sogar Drohnen eingesetzt werden.
Das Problem bei Vögeln ist aber, dass es sich speziell im Luftraum kaum kontrollieren lässt. Gerade hier liegt die wahre Gefahr der Drohnen begründet, nämlich die Kontrolle durch den Menschen. Einige Leute sind nämlich dazu bereit, für faszinierende Aufnahmen auch mal auf zahlreiche Regeln und Gesetze zu pfeifen, wie etwa gerade ein Drohnen-Pilot zeigt, der zwar schöne Aufnahmen von London veröffentlichte, dafür jedoch durchaus nicht ungefährliche Verletzungen von Richtlinien in Kauf nahm und derzeit zurecht kritisiert wird.
Forderung nach strengeren Regeln
Es ist verständlich, dass immer mehr Stimmen strengere Regeln für den Drohnenverkehr fordern. Denn natürlich können auch Drohnen für ernsthafte Probleme sorgen. Steve Landells erwähnt vor allem frontale Unfälle, bei denen das Cockpitfenster beschädigt werden könnte, oder Beschädigungen des Triebwerks. Diese können durchaus problematisch sein, auch wenn Flugzeuge so konstruiert sind, dass sie auch mit einer funktionierenden Turbine landen können, meint er.
Auch Jörg Lamprecht, Chef des Kasseler Unternehmens Dedrone meint gegenüber der Deutschen Presseagentur, dass Drohnen, die in die Triebwerke eingesaugt werden, die größte Gefahr darstellen: "Insbesondere bei Start und Landung kann das verheerende Folgen haben".
Darüber hinaus sehen Experten die Möglichkeit, über Drohnen auch Angriffe auf Passagierflugzeuge auszuüben, indem etwa das Bordsystem gestört oder Funksignale abgefangen werden – von physischen Attacken einmal abgesehen. (Florian Schmidt, 18.4.2016)