Die Stahlbranche ist weltweit im Umbruch, China steht in der Kritik: Hier demonstrieren Stahlarbeiter in Niedersachsen.

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Brüssel/Frankfurt – EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska stellt der Stahlbranche Hilfen in Aussicht. "Wir müssen darüber diskutieren, ob wir bei der Beurteilung von staatlichen Hilfen nicht flexibler sein können", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Dienstag.

Auf Basis der bestehenden Regeln sei die EU-Kommission dazu gezwungen, Hilfen von Mitgliedstaaten für ihre Konzerne abzulehnen. Sie müsse diese Praxis angesichts der schwierigen Lage der Stahlbranche aber zumindest infrage stellen.

Treffen von Stahlriesen

Die weltweit führenden Stahlproduzenten können sich nicht auf Wege aus der jahrelangen Branchenkrise einigen. Bei einem Treffen von Vertretern aus China und anderen Ländern mit großer Stahlindustrie wurden am Montag in Brüssel keine konkreten Maßnahmen vereinbart. Die Teilnehmer aus mehr als 30 Staaten kamen lediglich überein, dass ein rasches und strukturiertes Vorgehen notwendig sei.

Bei dem von der OECD und Belgien organisierten Treffen wurde vor allem die Kluft zwischen China, dem weltgrößten Stahlproduzenten, und anderen Ländern deutlich. China wies Vorwürfe unter anderem der USA zurück, eigene, defizitäre Betriebe zu subventionieren. Vielmehr habe die Volksrepublik die Kapazitäten bereits deutlich gesenkt.

EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sprach sich ebenfalls gegen Subventionspraktiken aus. Das OECD-Stahlkomitee mit seinen 25 Mitgliedern sowie Assoziierten wie Brasilien und Russland hatte China zu den Beratungen eingeladen. Die Diskussion wurde vorläufig auf September vertagt. Der europäischen Stahlindustrie machen seit Jahren Überkapazitäten, Preisdruck, Billigimporte aus Fernost und strengere Klimaschutzauflagen zu schaffen. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete die Lage unlängst als "besorgniserregend".

Erholung beschleunigt

Dank einer anziehenden chinesischen Nachfrage hat der Stahlpreis seine Erholung am Dienstag beschleunigt. Der in Shanghai gehandelte Terminkontrakt stieg um bis zu 5,9 Prozent und war mit 2.492 Yuan (340,30 Euro) je Tonne so teuer wie zuletzt vor etwas mehr als einem Jahr. In seinem Windschatten gewann der Eisen-Future 2,5 Prozent auf 428 Yuan (58,45 Euro) je Tonne.

Bisher füllten die Stahlverbraucher aber lediglich ihre Lager auf, warnte Rohstoff-Experte Daniel Hynes von der ANZ Bank. Ein Anstieg des realen Bedarfs sei bisher nicht in Sicht. Daher werde die Rally wohl bald an Schwung verlieren. Dem Branchendienst SteelHome zufolge liegen die chinesischen Stahl-Lagerbestände derzeit bei 4,65 Millionen Tonnen, dem niedrigsten Stand seit Jänner. (APA, 19.4.2016)