Wien – Das mit der Erhebung der Radiotestdaten beauftragte Marktforschungsinstitut GfK hat den Auftraggebern des Radiotests mitgeteilt, dass es in der Vergangenheit bei Erhebung und Berechnung der Daten Fehler gegeben habe. Diese würden "ausschließlich im Bereich des Instituts" liegen und zu einer "Verzerrung der Marktdarstellung in der Bandbreite von 1 bis 3 Prozentpunkten" liegen, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung von Doris Ragetté von der RMS Austria, Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda und Eva Sassmann von der ORF-Medienforschung.

Nach Bekanntwerden der Sachlage hätten die Auftraggeber sofort eine "umfassende Aufarbeitung samt Richtigstellung der Daten eingefordert". Diese sollen in den kommenden Tagen vorliegen. Man erwarte sich volle Transparenz der GfK gegenüber allen Marktteilnehmern.

Schadenersatzklagen möglich

Diese Vorfälle sind aus Sicht des Radiotests "äußerst unerfreulich", man behalte sich sämtliche Rechtsmittel gegenüber der GfK vor. So seien etwa Schadenersatzklagen möglich, sagt Doris Ragetté von der RMS Austria gegenüber dem STANDARD. Die fehlerhafte Erhebung und Berechnung würde "mehrere Jahre" betreffen.

Ein Sprecher von GfK bedauert die Causa. Zu Einzelheiten wie der Schadenshöhe wollte sich der Sprecher nicht äußern. Man habe eine Untersuchung eingeleitet, für Details sei es zu früh.

ORF profitierte

STANDARD-Infos zufolge hat vor allem der ORF von den fehlerhaften Erhebungen profitiert, für Ö3 sollen bis zu drei Prozentpunkte, für Regionalradios um bis zu zwei Prozentpunkte mehr als laut Interviews ausgewiesen worden sein. Eine Gruppe von Mitarbeitern hätte "Schwankungen glätten" wollen, erklärte GfK gegenüber Radioleuten. Dem Vernehmen nach hat GfK eine externe Firma mit einer forensischen Untersuchung beauftragt.

Die Abweichungen sind "nicht zu unseren Gunsten ausgefallen", sagte Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda. Beim ORF sowie beim Marktführer Ö3 wollte man sich über die Pressemitteilung hinaus nicht äußern.

Laut Swoboda haben GfK-Mitarbeiter beim Ausfüllen der Fragebögen nicht ordentlich gearbeitet, sondern seien "nach Bauchgefühl" vorgegangen. Korruption schließt Swoboda aus. Es gebe keine Hinweise, dass gegen Geld manipuliert wurde, sagte Swoboda. (red, APA, 19.4.2016)