Wien – Es könnte sich eine neue Therapiestrategie für eine bisher nur schlecht behandelbare schwere Lebererkrankung, die primär sklerosierende Cholangitis, abzeichnen. Eine Phase-II-Studie zur Bestimmung der wirksamen Dosis von nor-Ursodeoxycholsäure (norUrso) ist erfolgreich verlaufen, berichten Wiener Wissenschafter.

In einer Studie mit 45 involvierten Zentren aus ganz Europa unter Leitung von Michael Trauner, Chef der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie von MedUni Wien, wurde norUrso an 161 Patienten mit Cholangitis erprobt. Die Kontrollgruppe erhielt hingegen ein Placebo.

Es konnte nachgewiesen werden, "dass es in allen getesteten Dosierungen deutliche Verbesserungen der Leberwerte gibt", sagt der Hepatologe Trauner. Die Ergebnisse hatte der Forscher am vergangenen Wochenende beim größten internationalen Leberkongress (EASL) mit mehr als 10.000 Teilnehmern in Barcelona in Spanien präsentiert.

Phase III-Studie startet

"Das ist ein sehr vielversprechendes Ergebnis. Damit kann jetzt eine Phase-III-Studie initiiert werden, die auch die Langzeit-Auswirkungen die Erkrankungsprogression untersucht", so Trauner. Studien der Phase III in der Entwicklung von Arzneimitteln umfassen einen großen Patientenkreis und dienen vor allem zum Beleg der Wirksamkeit.

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine derzeit noch unheilbare Lebererkrankung, an der meist jüngere Menschen und insbesondere Männer zwischen 30 und 40 Jahren erkranken. Sie gilt als eine seltene Erkrankung, die zumeist durch einen Zufallsbefund oder im Verlauf einer Hepatitis entdeckt wird. Als typisches Symptom gilt zudem eine Störung der Galleproduktion.

Die Erkrankung ist außerdem mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung mit erhöhtem Risiko für Dickdarmkrebs assoziiert. Im Verlauf kann sich diese Erkrankung bis hin zur Leberzirrhose und zum Gallengangskrebs entwickeln. Ihre Ursache ist bisher nicht bekannt, es wird aber ein Zusammenhang mit der Entzündung im Darm vermutet. Ursodeoxycholsäure wird seit vielen Jahren bei verschiedenen Lebererkrankungen sowie zur Auflösung von nicht verkalkten Gallensteinen verwendet. Ursprünglich stammen solche Substanzen von Bären, woraus sich auch der Name erklärt. (APA, 19.4.2016)