Wäre sie gut sichtbar, würde Crater 2 am Nachthimmel doppelt so groß erscheinen wie der Mond.

Foto: V. Belokurov, S. Koposov & G. Torrealba, IoA Cambridge + VST ATLAS, Full Moon image Simon C. Smith

Cambridge – Unsere Heimatgalaxie ist um eine kleine Begleiterin reicher: Astronomen um Gabriel Torrealba von der University of Cambridge haben eine bisher unentdeckte Zwerggalaxie erspäht – und sie ist überraschend ausgedehnt: Mehr als 7.000 Lichtjahre dürfte die Crater 2 getaufte Sterneninsel von einem Ende zum anderen messen. Wäre sie von der Erde aus gut sichtbar, würde sie am Nachthimmel etwa doppelt so groß erscheinen wie der Mond.

Etwa 50 Satellitengalaxien ziehen um die Milchstraße ihre Runden, Crater 2 in einer Entfernung von 380.000 Lichtjahren könnte die viertgrößte unter ihnen sein. Die anderen drei sind dem Umfang nach absteigend die Große und die Kleine Magellansche Wolke und die Sagittarius-Zwerggalaxie.

Versteckter Zwerg

Warum Crater 2 den Astronomen bisher entgangen ist, hat weniger mit ihrer absoluten Leuchtstärke zu tun. Vielmehr liegt es daran, dass sie vor dem Hintergrund der Milchstraße gleichsam verschwindet und ihre Ränder praktisch nicht auszumachen sind. Insgesamt gibt die Zwerggalaxie etwa 160.000 Mal so viel Licht ab wie unsere Sonne.

Nur mithilfe einer speziellen Software war es den Wissenschaftern im vergangenen Jänner gelungen, die geisterhafte galaktische Nachbarin auf Bildern des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile ausfindig zu machen. Das Programm scannte in der Umgebung unserer Galaxie nach außerordentlich dichten Sternenansammlungen.

Crater 2 ist vermutlich nicht alleine, wie Torrealba und ihre Kollegen in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichtet. In unmittelbarer Nähe befinden sich vier andere erst vor kurzem entdeckte Objekte: ein Kugelsternhaufen und drei weitere Zwerggalaxien im Sternbild Löwe. Sie alle könnten nach Ansicht der Astronomen Teil einer Gruppe sein, die gerade dabei ist, in die Milchstraße zu stürzen und in ihr aufzugehen. (red, 19.4.2016)