New York/Washington – Hillary Clinton und Donald Trump sind am Dienstag als klare Favoriten in die US-Vorwahl im Bundesstaat New York gegangen. Bei den Republikanern führte der umstrittene Milliardär Trump in letzten Umfragen mit zum Teil zweistelligem Vorsprung. Die Ex-Außenministerin Clinton lag weit vor Konkurrent Bernie Sanders, dem Senator von Vermont.

Zumindest bei den Demokraten könnte eine entscheidende Weiche im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur gestellt werden. Clinton und Trump hoffen, mit Siegen in New York ihre jüngsten Rückschläge bei Vorwahlen in anderen Bundesstaaten wettzumachen.

"Das ist so schön, ich liebe New York", sagte Clinton, als sie in ihrer Stadt Chappaqua nördlich von New York City ihre Stimme abgab. Trump wählte nahe seines Trumptower in Manhatten, in dem er wohnt. Es sei ihm eine "Ehre", sagte er, und wiederholte seinen Wahlkampfslogan, wonach er "den USA ihre Großartigkeit zurückbringen" will.

Besondere Bedeutung

Die Wahllokale in dem nach Bevölkerungszahl viertgrößten US-Bundesstaat schließen am späten Abend (Mittwoch 03.00 Uhr MESZ). New York kommt eine besondere Bedeutung zu, da dort eine hohe Zahl von Delegiertenstimmen für die Nominierungsparteitage im Juli zu vergeben ist. Die letzten Umfragen sahen Clinton und Trump klar in Führung.

Clinton war ihrem Konkurrenten Bernie Sanders in sieben der vergangenen acht Vorwahlen unterlegen, nun erwartete sie neuen Schwung für die Kampagne. Sollte sie gewinnen, könnte Sanders sie kaum noch einholen.

Sanders deutete am Montag seine Bereitschaft an, Clinton als Spitzenkandidatin zu unterstützen, wenn sie seine politischen Forderungen berücksichtige. "Das ist keine Einbahnstraße", sagte er dem Sender CNN. "Die Clinton-Leute werden dann sagen müssen: 'Okay, Bernie könnte da einen Punkt haben.'" Sanders zählt zum linken Flügel der Demokraten und setzt sich für eine Zähmung des Finanzsektors und für mehr soziale Gerechtigkeit ein.

Trump würde mit einem Erfolg in seinem Heimatstaat seine Chancen zwar erhöhen, eine Entscheidung über die Spitzenkandidatur wäre damit aber noch nicht gefallen. In den letzten Wochen war Trump zunehmend unter Druck geraten – durch umstrittene Äußerungen, durch Schlappen bei Vorwahlen und durch verstärkte Bemühungen des republikanischen Parteiestablishments, seine Kandidatur zu verhindern.

In New York sind 95 Delegierte für den republikanischen Nominierungsparteitag zu vergeben. USA-weit ist der texanische Senator Ted Cruz sein schärfster Rivale. Für New York sagten Umfragen Cruz aber ein schwaches Ergebnis voraus. Er findet seine Anhänger vor allem im christlich-konservativen Milieu, das in New York weniger vertreten ist als etwa in den Südstaaten.

Für andere Kandidaten ist New York hingegen ein Heimspiel: Trump ist hier geboren und hat in Manhattan seine Karriere gemacht. Clinton vertrat den Bundesstaat nach ihrer Zeit als First Lady im Senat. Sanders sitzt für den Bundesstaat Vermont im Senat, ist allerdings im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Wahlberechtigt in New York sind bei den Demokraten 5,8 Millionen registrierte Wähler und bei den Republikanern 2,7 Millionen. (APA, 19.4.2016)