Wien – Die Ärztekammer rechnet mit bald deutlich mehr Anträgen von Ärzten aus Syrien um Berufsanerkennung in Österreich, sagte Peter Niedermoser, Präsident des wissenschaftlichen Beirats der Österreichischen Akademie der Ärzte, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die medizinische Ausbildung dort sei "sehr gut".

Auf der Standesliste der Ärzte stünden derzeit 3921 Namen von Ärzten mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft, großteils Deutsche. Lediglich zwölf seien Syrer, neun Iraker und sieben Afghanen, sagte Niedermoser, der auch Präsident der Oberösterreichischen Ärztekammer ist. Nostrifizierungsansuchen wurden an der Med-Uni Wien im Studienjahr 2013/14 noch sieben, im Studienjahr 2014/2015 bereits elf verzeichnet, gab Curriculumdirektor Gerhard Zlabinger an. Wobei die Wiener Med-Uni 80 bis 90 Prozent aller Ansuchen in Österreich behandle.

Rund 80 zu Info-Event geladen

Die Antragszahlen dürften sich vervielfachen: Nach Auskunft des AMS Wien sind mehr als 80 Syrer mit im Heimatland absolvierter Ärzteausbildung beim AMS gemeldet und am 4. Mai zu einer Veranstaltung mit der Med-Uni eingeladen, bei der das Berufsanerkennungsprozedere erläutert wird. Weitere zehn bis 15 syrische Ärzte seien bereits etwas weiter auf dem Weg zur Nostrifizierung. Das AMS Wien biete Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten entsprechende Deutschkurse an.

Deutschkenntnisse seien "sehr wichtig", hielt Ärztekammervizepräsident Harald Mayer fest. Man fürchte sich nicht vor mehr Anträgen durch geflüchtete Ärzte, auch wenn es 300 oder 500 würden. Das Anerkennungsreglement sei aber essenziell "für die Behandlungsqualität der Patienten".

EU-intern keine Nostrifizierung nötig

Ärzte, die ihre Ausbildung in der EU, Liechtenstein, Norwegen und Island oder der Schweiz absolviert haben, brauchen keine Nostrifizierung, aber den Nachweis von Deutschkenntnissen, welche die Österreichische Akademie der Ärzte überprüft.

Ein Studium in einem Drittstaat ist an einer Med-Uni in Österreich zu nostrifizieren. Dabei wird etwa geprüft, ob die Inhalte gleichwertig sind und die Ausbildungsstätte entsprechend zertifiziert ist. Stichprobentests mit Fragen etwa zu Chirurgie und Frauenheilkunde sollen zeigen, was nachzuholen ist. In einem Bescheid wird festgelegt, welche Prüfungen an einer österreichischen Uni noch abzulegen sind und bis wann. Ist eine Nostrifizierung erfolgt, darf man aber noch nicht als Arzt in Österreich tätig sein.

Nicht nur Studium, auch Ausbildung

Die Ärztekammer ist weiters dafür zuständig, die praktische Ausbildung des Arztes zu überprüfen und schreibt vor, was – im Krankenhaus – nachzuholen ist. Nach Vorlage aller Unterlagen und der Absolvierung vorgeschriebener Prüfungen in Österreich kann um die Eintragung in die Ärzteliste angesucht werden.

Bei guten Deutschkenntnissen kann das Prozedere laut Zlabinger nur zwei Monate dauern, oft nehme es aber mehr Zeit in Anspruch. Die Zahl der Ärzte, die eine Sprachprüfung absolvieren, hat sich binnen von fünf Jahren versechsfacht: 2015 waren es 325 Personen. Mehr als die Hälfte war zwischen 25 und 35 Jahre alt, also oft Turnusarzt. Derzeit sind darunter laut Kammer viele Italiener. (Gudrun Springer, 20.4.2016)