Athen – Die Statistik hat nie so ganz gestimmt: Seit dem Stichtag des EU-Türkei-Abkommens am 20. März vermutete die griechische Polizei immer wieder, dass sie nicht alle Flüchtlinge zählt, die an den meisten Tagen auf die griechischen Inseln kommen, wenn auch in sehr viel kleineren Gruppen als früher. Bei einer Razzia auf Lesbos am frühen Mittwoch fanden die Beamten dann gleich 346 Migranten, vermeldete die griechische Nachrichtenagentur Ana. Die Flüchtlinge, die zumeist aus Nordafrika und Pakistan stammen sollen, waren in einem Lager auf der Nordspitze der Insel von Aktivisten versteckt worden.

Die Polizei nahm 19 Helfer aus verschiedenen Ländern fest. Das Lager, das am Rand des Fischerdorfs Skala Sikamnias liegt, wird von Autonomen aus dem Athener Stadtteil Exarchia betrieben, hat aber eine Vielzahl junger Unterstützer aus Europa gefunden. Seit das Flüchtlingsabkommen in Kraft ist, sind die meisten Hilfsorganisationen arbeitslos. Flüchtlinge werden nun von der Polizei in Internierungslager auf den Inseln gesperrt.

Offiziellen Angaben des Krisenstabs in Athen zufolge waren am Mittwoch insgesamt 7645 Flüchtlinge auf acht Inseln in der Ostägäis registriert. Die meisten haben Asylanträge gestellt, die nun geprüft werden. Untergetauchte Flüchtlinge wollen ihrer Abschiebung in die Türkei entgehen.

In den Flüchtlingslagern auf dem griechischen Festland, wo mehr als 46.000 Menschen festsitzen, häufen sich mittlerweile gewalttätige Streitereien. Eine 17-jährige Syrerin starb am Dienstag in einem Athener Spital an Erschöpfung. (mab)