Wien – Bei ihrer Sitzung vergangene Woche hat die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) 26 Forscher aufgenommen, darunter die Biologin Emmanuelle Charpentier, die Umweltwissenschafterin Verena Winiwarter und den Wirtschaftswissenschafter Ernst Fehr.
Die neun Forscherinnen und siebzehn Forscher aus dem In- und Ausland werden mit der Mitgliedschaft für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und ihr Ansehen in der Fachwelt ausgezeichnet, teilte die Akademie am Mittwoch mit.
Ehrenmitglied Gerald Holton
Der in Wien aufgewachsene und 1938 vertriebene Wissenschaftshistoriker und Physiker Gerald Holton (93) von der Harvard University wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Holton wurde am 22. Mai 1922 in Berlin geboren und wuchs in Wien auf. 1938 musste er vor dem NS-Regime aus Wien flüchten und gelangte mit einem Kindertransport zunächst nach Großbritannien. Später emigrierte er mit seinen Eltern in die USA.
Er schloss sein Physikstudium an der Harvard University ab und beschäftigte sich neben Hochdruckphysik auch mit Wissenschaftsgeschichte, etwa jener der Relativitätstheorie und Albert Einstein. 2007 veröffentlichte er eine Studie, in der er die Lebenswege von den Tausenden Kindern und Jugendlichen untersuchte, die vor den Nationalsozialisten aus Deutschland und Österreich in die USA flüchteten.
Weitere Neuuzugänge
In die philosophisch-historische Klasse der ÖAW wurden der Kunsthistoriker Sebastian Schütze (Uni Wien) und die Umweltwissenschafterin Verena Winiwarter (Uni Klagenfurt), in die mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse die Physikerin Monika Ritsch-Marte (Medizin-Uni Innsbruck) und der Mikrobiologe Michael Wagner (Uni Wien) als wirkliche Mitglieder aufgenommen.
Weiters wurden sieben korrespondierende Mitglieder im Inland sowie neun korrespondierende Mitglieder im Ausland aufgenommen. Unter letzteren finden sich zwei Wissenschafter, die bereits für Nobelpreis-Ehren gehandelt wurden: Der aus Vorarlberg stammende Wirtschaftswissenschafter Ernst Fehr von der Uni Zürich, der mit seinen Arbeiten nachgewiesen hat, dass der Mensch bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht nur eigennützigen Interessen folgt, und die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier, die die Gen-Schere Crispr-Cas9 mitentwickelt hat, eine einfache Möglichkeit zur genetischen Veränderung von Organismen.
In die Junge Kurie der ÖAW wurden fünf neue Mitglieder gewählt. Die neuen ÖAW-Mitgliedern werden die Dekrete ihrer Ernennung am Vorabend der traditionellen Feierlichen Sitzung der Akademie am 19. Mai erhalten. (APA, red, 20. 4. 2016)