Foto: Lisi Specht

Österreichs Vertreterin beim heurigen Song Contest, Zoë Straub, wohnt mit ihrem Freund und einer Katze in einer Altbauwohnung im 18. Wiener Bezirk, wo sie am liebsten auf dem Teppich vor dem Sofa sitzt.

"Als Kind habe ich mir immer mein Traumhaus vorgestellt. Es war eine Art Schloss in den Weinbergen, mit Pferden und allem Drum und Dran. In meinen Gedanken wurden dort Feste gefeiert. Das hat einen Mordsspaß gemacht. Heut sieht dieser Traum ein bisschen anders aus. Ich hätte gern ein großes, rustikales Steinhaus in Südfrankreich, irgendwo in der Nähe einer kleinen Stadt, in die man mit dem Fahrrad fahren kann. Vor dem Haus müsste ein kleiner Bach fließen, alles wäre ein wenig verwildert mit Hecken und Lavendel. Einen alten Olivenbaum müsste es dort natürlich auch geben. Aber das hat noch viel Zeit. Einstweilen fühle ich mich hier in dieser Wohnung im 18. Bezirk sehr wohl. Ich glaub, es fiele mir außerdem sehr schwer, Wien ganz zu verlassen.

Zoë Straub im Vorraum ihrer Wohnung, wo auch gekocht wird. Die Metallkiste im Wohnzimmer dient als Esstisch vor dem Fernseher.
Fotos: Lisi Specht

Eingezogen bin ich bei meinem Freund Kaspar vor einem halben Jahr, aber eigentlich habe ich vorher schon die meiste Zeit hier verbracht. Ich hatte auch schon einen Schlüssel, als ich noch bei meinen Eltern im 9. Bezirk wohnte. Ich habe mich in dieser Wohnung von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Es war keine große Sache, von zu Hause auszuziehen. Erstens wohnen meine Eltern nicht weit entfernt, und zweitens habe ich hier dasselbe Gefühl von Daheimsein. Das ist mir wichtig.

Die Wohnung liegt im zweiten Stock, ich schätze sie auf 70 Quadratmeter. Es gibt einen Vorraum, der auch als Wohnküche dient, ein renoviertes, großzügiges Badezimmer mit zwei Waschbecken, ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Das Haus, ich denke, es stammt aus der Zeit der Jahrhundertwende, gehört der Großmutter meines Freundes, die im Erdgeschoß wohnt. Oberhalb von uns lebt die Tante. Seit ich eingezogen bin, hat sich nicht viel verändert, außer dem Kleiderkasten, den ich mitgebracht habe. Über das Haus selbst kann ich sonst nicht viel erzählen, außer vielleicht, dass es hier ein bisschen spukt. Neulich hat ein Geist meinem Freund an den Hintern gegriffen. Ich war es jedenfalls nicht, denn ich hielt mich mit unserer Katze Pippsi im anderen Zimmer auf. Spooky, oder? Die Oma meines Freundes meinte, es sei der Geist der Dame gewesen, die früher hier gewohnt und angeblich sehr viel Männerbesuch empfangen hatte.

Betritt man die Wohnung von Zoë Straub, begegnen einem viele Dinge. Katze Pippsis Futternapf und ein großes altes Zifferblatt sind nur zwei davon.
Fotos: Lisi Specht

Das Zusammenleben funktioniert wunderbar, auch wenn es für Kaspar anfangs sicherlich gewöhnungsbedürftig war, nicht mehr allein sein zu können. Für mich war das kein Problem, denn in meinem früheren Zuhause war ziemlich oft Rambazamba. Besondere Marotten haben wir beide nicht, außer der Sache mit dem Kochen. Wenn ich koche, dann schick ich Kaspar ins Wohnzimmer, weil ich nicht möchte, dass er hinter mir steht. Der Grund dafür liegt darin, dass er einfach viel besser kochen kann.

Auch die Einrichtung passt für uns beide sehr gut. Ich mag diesen gewachsenen Mix von Stilen und sehr unterschiedlichen Objekten. Hier ist alles irgendwie bunt zusammengewürfelt und passt doch zusammen. Die Atmosphäre ist unisex, würd ich sagen, gemütlich und lässig. Es gibt moderne Objekte wie den gläsernen Schreibtisch, einen antiken Sekretär, einen Spielautomaten, eine alte Schiffsleuchte, die Kaspaer zu einer Lampe umgebaut hat, und eine schöne Kiste aus Metall, die wir zu einer Art Couchtisch vor dem Fernseher umfunktioniert haben. Meistens essen wir auch auf dieser Kiste. Ich liebe das, weil ich zu Hause nie vor dem Fernseher essen durfte. Eigenartigerweise sitze ich im Wohnzimmer fast immer auf dem flauschigen Teppich vor dem großen Ledersofa. Keine Ahnung, warum. Da ist diese riesige schöne Liegewiese, und ich hocke im Schneidersitz auf dem Teppich. Das ist mein absoluter Lieblingsplatz. Und die Badewanne.

Was ich hier auch sehr schätze, ist die Lage in der Stadt. Man ist sofort im Grünen, draußen in den Weinbergen, die Vögel zwitschern durch die weit offenen Fenster herein. Setze ich mich in die Straßenbahn, bin ich in einer Viertelstunde mitten im Zentrum.

Wenn Zoë Straub kocht, wird die Türe geschlossen. Sie schätzt es gar nicht, wenn ihr Freund Kaspar dazwischenredet.
Fotos: Lisi Specht

Wohnen bedeutet heimkommen in seine eigene Welt. In dieser ist nur Platz für einen selbst und die Menschen, die einem nahestehen. Klar kommt man Freunden auch nahe, wenn man sie irgendwo draußen trifft, aber hier in der Wohnung ist das noch einmal etwas anderes. Es handelt sich um eine Form von Freiheit. Man kann zu Hause einfach mehr loslassen. Wohnen ist weiters Wärme und Leben. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als eine Wohnung, in der man das Leben der Bewohner nicht spürt. Es sind in erster Linie die Menschen, die eine Wohnung zu diesem Leben erwecken, nicht die Einrichtung. Die folgt automatisch den Bewohnern.

Ob mich an unserer Wohnung etwas stört? Nicht wirklich. Das passt gut so. Ein Balkon wäre nicht schlecht. Dann hätte ich allerdings ein Problem wegen Pippsi. Sie ist als Baby schon einmal aus dem Fenster gefallen und hat sich böse verletzt. Darum hängt hier jetzt dieses Netz. Und noch etwas: Es wird Zeit, dass endlich mein Name auf dem Postkastl steht." (Michael Hausenblas, 28.4.2016)


Ganz nah: Open Haus – ein Magazin übers Wohnen