Die Niemetz-Fabrik am Wiener Rennweg wurde bereits abgerissen, hier wird Wienwert gemeinsam mit Joint-Venture-Partner Süba 95 Wohnungen errichten.

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Die Wienwert AG, bisher auf Vorsorgewohnungen im Wiener Altbau spezialisiert, ändert ihre Strategie und will künftig in den großvolumigen Mietwohnbau einsteigen. Wie Stefan Gruze, seit 1. April Vorsitzender des neuen Dreier-Vorstands, in einem Pressegespräch erklärte, war die "sehr schwierige Plan- und Kalkulierbarkeit" von Zinshaussanierungen ausschlaggebend dafür. Infolgedessen sei es in der Vergangenheit auch zu Streitigkeiten mit Auftragnehmern über die Höhe von Forderungen gekommen, die nun aber zum größten Teil beigelegt seien, sagte Gruze.

Laufende Projekte werden abgewickelt

Laufende Vorsorgeprojekte, zwei davon am Rennweg (eines am ehemaligen Niemetz-Standort, gemeinsam mit Projektpartner Süba; beim anderen hat man die Süba kürzlich ausgekauft), sollen noch abgewickelt werden, für künftige Projekte sucht man intensiv nach Grundstücken. Dort soll das sogenannte "Wienwert Plus"-Modell zur Anwendung kommen: Ein Konzept von Architekt Marius Moser, das den Bau von Mietwohnungen in Größen von 30, 60 oder 90 Quadratmeter vorsieht – laut Gruze "liegenschaftsunabhängig" und flexibel erweiter- oder verkleinerbar. Angestrebt werden Nettomieten um die zwölf Euro je Quadratmeter.

Erstmals soll das Konzept bei einem Neubau in der Wiedner Hauptstraße 150 zur Anwendung kommen. Dort hat man ein fertig geplantes Projekt von der Wiener Privatbank übernommen. Hier sollen 40 Mietwohnungen entstehen. Der Baubeginn ist für Mitte des Jahres, die Fertigstellung bis Ende 2018 geplant.

Grundstücke sucht die Wienwert in Stadtentwicklungsgebieten hauptsächlich in den Bezirken 10, 21, 22 und 23. Man will Projekte ab 5000 m² Wohnnutzfläche umsetzen, "lieber aber noch größere", und gerne auch mit Partnern, etwa "Family Offices", so Gruze.

"Börsefit machen"

Finanziert werden sollen die Projekte mit Anleihen, und zwar börsennotierten. Eine solche soll mit einer Stückelung von 1000 Euro aufgelegt werden. Bisher hat man nur privat platzierte Anleihen mit 100.000er-Stückelung angeboten. Auch sonst soll Wienwert nicht mehr nur Entwickler, sondern als Immobilien-Investmentgesellschaft "börsefit" werden, so Gruze. Quartalsberichte werde es künftig geben, und ab etwa 2020 sei auch ein Börsegang denkbar.

Die beiden Wienwert-Gründer Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakir haben sich in den Aufsichtsrat zurückgezogen, beide sind weiterhin zu jeweils 50 Prozent Eigentümer. Chef des Aufsichtsrats ist der Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Vavrovsky.

Gründer wechselten in Aufsichtsrat

Gruze, der das Unternehmen eigenen Angaben zufolge seit dem dritten Quartal 2015 berät, übernahm den Vorstandsvorsitz, Finanzchef ist Hilmar Grunwald, der bisherige Leiter des Finanz- und Rechnungswesens. Der bisherige Aufsichtsratschef und Rechtsanwalt Jürgen Zouplna ist nun im Vorstand für Compliance zuständig.

Heißen wird die bisherige "Wienwert Immobilien Finanz AG" übrigens sehr bald auch nur noch "Wienwert AG", die Änderung im Grundbuch ist in Arbeit.

Umzug ins "Goldene Quartier"

Und eine Übersiedlung steht bei der Wienwert auch demnächst wieder an: Nach drei Jahren am Getreidemarkt werden die knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden Monaten neue Büros im "Goldenen Quartier" der Signa Holding beziehen, gab Gruze am Mittwoch bekannt. (mapu, 20.4.2016)