Keine Frage: Der Zustrom der Arbeitskräfte nach Österreich ist enorm. Zu den rund 230.000 eingewanderten Personen kommen noch jene hinzu, die mit ihrer ungarischen, slowakischen oder polnischen Firma hereinarbeiten. Vor allem im grenznahen Gebiet sind der Druck auf Löhne und die Gefahr von Jobverlust wegen der Billigkonkurrenz enorm.
Doch andererseits gab es derartige Entwicklungen im Warenverkehr seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und danach infolge des EU-Beitritts auch. In Verbindung mit der Globalisierung wurden ganze Industriezweige wie die Textilwirtschaft nahezu ausradiert. Handelshemmnisse hätten nur kurzfristig geholfen, dafür aber den Umbau der Wirtschaft und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit behindert. Bei allen Unterschieden können hier Rückschlüsse auf die Entsendung von Osteuropäern gezogen werden. Die Jobeffekte sind zwar schmerzhaft, allerdings benötigt Österreich gerade im Dienstleistungssektor mehr Konkurrenz. Die kommt ja über sinkende Preise letztlich den Konsumenten zugute. Zudem sollte der Aufschwung im Osten nicht ausgerechnet von Staaten behindert werden, die davon am meisten profitieren.
Der Spaß hört sich freilich auf, wenn Firmen mit Scheinentsendungen über Ungarn oder andere Länder österreichische Vorschriften umgehen. Sozialoasen in Osteuropa sind nichts anderes als Briefkastenfirmen in der Karibik. (Andreas Schnauder, 20.4.2016)