Während sich in deutschsprachigen Gefilden einige Leute berufen fühlen, den Geburtstag von Adolf Hitler zu feiern, hat der Tag in den USA eine komplett andere Bedeutung. Dort ist er unter dem Namen "420" ("Four-twenty") eine Art alternativer Feiertag für Verfechter der Cannabis-Freigabe.

Der Name bezieht sich auf die Uhrzeit, auf der sich eine Gruppierung namens "Waldos" 1971 im kalifornischen San Rafael regelmäßig verabredet hatte, um gemeinsam Joints zu rauchen. Dazu versuchten sie eine Weile auch, eine verlassene Hanfplantage aufzuspüren, von der sie gehört hatten. "420" entwickelte sich auf Basis dieser Erzählung letztlich zum Codeword für Marijuana-Konsum.

Marley-Filter zum "420 day"

Der "Cannabis-Tag" stößt mittlerweile auf breites Interesse und auch Snapchat, Betreiber des gleichnamigen Messengers, sah sich berufen, etwas zu seiner Würdigung beizutragen. Also ergänzte man die Echtzeit-Gesichtsfilter (Lenses) um eine Variante, mit der Nutzer sich digital zu Bob Marley verwandeln können. Ein Schritt, für den man nun einiges an Kritik einstecken musste.

Kritik: Marley auf Cannabis reduziert, Blackfacing

"Der [Filter] ist schlecht und gelinde gesagt geschmacklos", kommentiert ein Twitter-User. Ein anderer spricht von einem "halbgaren" Feature und erinnert daran, dass Marleys Bekanntheit auf viel mehr beruhe, als Cannabis-Konsum. Auch andere User finden deutliche Worte. Unter anderem ist von "digitaler Respektlosigkeit" die Rede.

Dabei geht es nicht nur um Kritik ob der musikalischen Errungenschaften von Marley und seiner gefühlten Reduktion auf Drogen. Generell sind "Blackface"-Filter, also Filter, mit denen Nutzer sich afroamerikanisches Aussehen aneigenen können, umstritten. Sie werden von einigen Menschen als rassistisch empfunden.

Nicht nur Snapchat sieht sich solcher Kritik nun ausgesetzt. Empörte Reaktionen ernten auch manche Nutzer, die den Marley-Filter verwenden. Einige Schelte musste etwa Social-Media-Star Kylie Jenner für ein Instagram-Video einstecken. Die Kontroverse rund um das "420"-Feature haben unter anderem Techinsider, der Telegraph und der Guardian dokumentiert.

Betreiber betont Würdigung von Marley

Es gibt freilich auch Gegenstimmen, die in dem Filter weder Rassismus, noch eine Respektlosigkeit gegenüber dem 1981 verstorbenen Sänger erkennen. Zudem weisen sie auch darauf hin, dass auch die von Facebook betriebene App Masquerade einen sehr ähnlich aussehenden "Rastafari"-Filter und auch einen Obama-Filter mitbringt – bislang ohne ähnlicher Empörung seitens der User.

Snapchat hat sich mittlerweile zur Angelegenheit geäußert. Die Messenger-Betreiber betonen, dass der Filter in Zusammenarbeit mit Marleys Familie erstellt wurde. Er solle den Usern eine Gelegenheit bieten, ihre Anerkennung für Bob Marley und sein musikalisches Wirken auszudrücken, dem man auch selbst Respekt zolle. (gpi, 21.4.2016)