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Der Taikonaut Zhai Zhigang (hier bei einer irdischen Parade) unternahm 2008 als erster Chinese einen Außenbordeinsatz im All. China plant, bemannte Missionen künftig stark auszubauen.

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Peking – Nach Verzögerungen in der Raketenentwicklung will China in zwei Jahren mit dem Aufbau seiner ersten bemannten Raumstation beginnen. Das Kernmodul Tianhe-1 (Himmlische Harmonie) soll 2018 mit einer neuen, leistungsstärkeren Trägerrakete vom Typ "Langer Marsch 5" ins All gebracht werden.

Wie ein Sprecher der nationalen Weltraumbehörde China National Space Administration (CNSA) am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Xinhua sagte, werden zwei Labormodule folgen. Der Bau der Raumstation soll bis 2022 abgeschlossen sein – zwei Jahre später als geplant.

Ehrgeizige Ziele

Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, würde einzig China eine bemannte Station im All stellen. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Erde verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm, das nicht nur den Aufbau einer ständigen Raumstation und eines Weltraumteleskops, sondern auch Missionen zum Mond und Mars als Ziele hat.

China plant im dritten Quartal dieses Jahres auch den Start eines neuen, zweiten Raumlabors Tiangong-2 (Himmelspalast) und einen weiteren Raumflug mit zwei Astronauten, die daran andocken sollen. Im nächsten Jahr soll zudem das erste chinesische Frachtschiff Tianzhou-1 (Himmelsschiff) an Tiangong-2 ankoppeln und wichtige Systeme testen.

Raketenentwicklung unter Hochdruck

Für die jeweils 20 Tonnen schweren, großen Module der Raumstation braucht China tragfähigere Raketen, die vom dritten Raumfahrtbahnhof des Landes in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan starten sollen. Die Entwicklung der neuen Raketen hinkt nach Angaben von Experten allerdings seit einiger Zeit dem Zeitplan hinterher.

Die neue Raumstation soll laut Experten eine Lebensdauer von zehn Jahren haben. Mit allen Modulen und einem angekoppelten Raumschiff dürfte sie ein Gewicht von 90 Tonnen erreichen. Sie soll über zwei Roboterarme verfügen, von denen einer 25 Tonnen bewegen kann. Maximal drei Raumfahrer sollen gleichzeitig in der Raumstation leben können, was allerdings nicht ständig der Fall sein soll.

Weltraumteleskop à la Hubble

Neben der Raumstation soll in der gleichen Umlaufbahn auch 2022 ein Weltraumteleskop stationiert werden, das dem Hubble-Teleskop der USA von 1990 ähnelt, berichtete der Chefingenieuer des bemannten Raumprogramms, Zhou Jianping. Die Linse soll aber zwei Meter Durchmesser und ein 300 mal größeres Blickfeld als Hubble haben. Raumfahrer sollen das Teleskop bei Problemen von der Raumstation aus warten können.

Nach der erfolgreichen Landung einer Falcon-9-Raketenstufe des US-Unternehmens SpaceX auf einer schwimmenden Plattform im Ozean Anfang April berichtete die Staatsagentur Xinhua, das auch China an wiederverwertbarer Raketentechnologie forsche. Ernsthafte Ergebnisse seien allerdings erst im Laufe der nächsten fünf Jahre zu erwarten.

Zudem plant China nach Angaben eines hohen Raumfahrtfunktionärs, 2021 erstmals mit einer Sonde auf dem Mars zu landen. Der Verantwortliche des Mond- und Marsprogramms, Wu Weiren, sagte dem britischen Rundfunksender BBC, vorher wolle sein Land aber erneut zum Mond fliegen und erstmals auch Proben zur Erde zurückbringen.

Ende 2013 hatte China den Rover Yutu (Jadehase) auf den Mond geschickt. Das sechsrädrige Mondfahrzeug sollte eigentlich drei Monate lang die Oberfläche des Mondes erkunden, die Mission war allerdings von massiven technischen Problemen gekennzeichnet. (APA, 21.4.2016)