Bild nicht mehr verfügbar.

Was die Deutsche Bahn nicht mehr machen will, hält der ÖBB-Personenverkehr für einen interessanten Markt: grenzüberschreitende Nachtzüge.

Foto: AP / Michael Probst

Wien – Eine Offensive im Personenfernverkehr plant die ÖBB. Der Aufsichtsrat der ÖBB-Holding machte in seiner Sitzung am Donnerstag den Weg frei. Es geht um den Ausbau von Nachtverbindungen von Städten wie Hamburg, Berlin, Düsseldorf und München nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Die Deutsche Bahn hat angesichts der massiven Fernbuskonkurrenz angekündigt, aus dem Geschäft mit Nacht- und Autoreisezügen mittelfristig auszusteigen. Zumindest einen Teil davon will sich die ÖBB-Personenverkehr AG schnappen.

Den Anfang will man mit einer Zugverbindung von Norddeutschland nach Zürich machen. Das mit der Offensive verbundene Investitionsvolumen beziffern mit der Materie vertraute ÖBBler mit einer halben Milliarde Euro. Angeschafft werden sollen Nacht- und Schnellzüge, allein acht seien für den Italienverkehr notwendig. Bis zur Auslieferung könnte rollendes Material gemietet werden. Offen sei, ob auch Brüssel direkt angefahren wird.

Bei der ÖBB war zu den Plänen keine Stellungnahme zu erhalten, eine Sprecherin verwies auf die Bilanzpressekonferenz am Freitag.

Der grüne Verkehrssprecher Georg Willi begrüßt die Vernetzung Österreichs mit großen Städten im europäischen Raum: "Das ist weitsichtig. Die Proteste gegen Nachtflugverkehr und Flughafenausbauten werden diese Renaissance der Nachtzüge noch befeuern."

Monopol bis Innsbruck

Alleiniger Anbieter bleibt die ÖBB bis 2018 mit Schnellzügen zwischen Salzburg und Innsbruck. Bahnregulator Schienen Control hat einen Feststellungsantrag der privaten Westbahn wegen Diskriminierung bei der Trassenvergabe laut Wirtschaftsblatt zurückgewiesen. Westbahn will den Bescheid beim Bundesverwaltungsgericht bekämpfen. Stein des Anstoßes war, wie berichtet, die Zuweisung von ungünstigen Trassen durch die für das Schienennetz zuständige ÖBB-Infrastruktur AG. Die Trassen hätten bei Westbahn-Zügen in Kufstein gut zehn Minuten Wartezeit und somit längere Fahrzeiten verursacht. Fahrgäste hätten dadurch Anschlusszüge verpasst, wodurch Westbahnzüge deutlich an Attraktivität einbüßen würden.

Qualität bringt Geld

Der Wert von "Qualitätsmanagement" und Wertsicherung gemäß dem Gemeinwirtschaftlichen Leistungsvertrag des Bundes für den Schienenpersonenverkehr lässt sich an der finanziellen Abgeltung für Bahnverbindungen durch das Verkehrsministerium ablesen. Im Jahr 2014, den jüngsten verfügbaren Zahlen des Ministeriums, gingen die von der ÖBB im Nahverkehr gefahrenen Fahrplankilometer um 95.940 auf 58.112.849 zurück. Der an die ÖBB geleistete Abgeltungsbetrag stieg im gleichen Zeitraum von 525,18 auf 534,35 Millionen Euro, also um 1,7 Prozent,

Im Fernverkehr legte die ÖBB 13.323.996 Kilometer zurück, um 573.953 Kilometer mehr als 2013. Die Staatsbahn bekam dafür 97,98 Millionen Euro Abgeltung – um 3,4 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013. Die geringfügige Verschiebung könnte aus. Pünktlichkeit und weniger Zugausfälle zahlten sich aus: Unter dem Titel Qualitätsmanagement bekam die ÖBB 3,9 Millionen Euro – um 2,6 Millionen mehr als 2013. (ung, 22.4.2016)