Andreas Khol (dritter von links) mit der "besten Ehefrau" Heidi Khol, umgeben von jenem Teil der ÖVP-Parteispitze, der anwesend ist.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Vom Spielplatz nebenan dringen Kinderschreie herüber. Früher, ganz früher, da hatte das barocke Palais Schönborn in Wien-Josefstadt noch einen ausladenden Garten. Heute gehört ihm nur noch dieser kleine Rest, der nicht zum öffentlichen Park umgewidmet wurde, und auf dieser Rasenfläche feiert Freitagvormittag die ÖVP ihren Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl, Andreas Khol.

Das Risiko, das Konkurrenten um das Bundespräsidentenamt wie Norbert Hofer (FPÖ) oder Richard Lugner eingehen, nämlich am Wiener Stephansplatz auf mangelndes Interesse und leere Flecken zu stoßen, wurde hier minimiert: Der kleine Garten ist mehr oder weniger voll.

Da fällt es auch nicht auf, dass nur ein kleiner Teil der ÖVP-Bundesregierungshälfte anwesend ist. Neben Parteichef Reinhold Mitterlehner sind nur Innenminister Wolfgang Sobotka, Familienministerin Sophie Karmasin und Staatssekretär Harald Mahrer gekommen, um Khol in den offiziellen "Wahlkampf-Endspurt" zu schicken. Der Rest der Regierungsriege: entschuldigt. Als die damalige ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner 2004 gegen Heinz Fischer um den Einzug in die Hofburg ritterte, war beim Abschlussevent am Wiener Graben fast das gesamte Regierungsteam dabei.

Taferln sind dabei

Im Palais Schönborn hingegen sind es Wiener Bezirksobleute und eine Vertreterin der Parteijugend, die vor dem Eintreffen der Parteispitze auf der Bühne Stimmung für den schwarzen Kandidaten machen sollen. Die Gartengäste hören teils zu, manche halten "Khol"-Taferln nach US-Wahlkampfmanier, andere schlürfen Kaffee und essen mürbe Kipferln, einige applaudieren artig.

Dann kommt Reinhold Mitterlehner. "Was ist nicht alles in einem gewissen Kleinformat gestanden über unsere Kampagne", leitet er ein, um dann die angesprochene Boulevard-Tageszeitung des Irrtums zu bezichtigen, denn Khols Kampagne sei "die beste" von allen. Nicht nur einmal wird der "mediale Gegenwind" zum Thema gemacht, ganz so, als wolle man die Basis schon vorab darauf einschwören, dass es, sollte aus der Stichwahl nichts werden, ganz sicher nicht am Kandidaten gelegen sei.

Der Headhunter wäre überzeugt

Verschiedenste Argumente werden aufgezählt, warum Khol ein toller Präsident wäre, auch einige originelle Gründe sind darunter. Er habe "die beste und sympathischste Ehefrau, die ich kenne", sagt etwa Mitterlehner. Und ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel ist sogar überzeugt, dass Khol auch für "einen Headhunter ohne Parteizugehörigkeit, der Khol nicht kennt, ja der sogar nicht einmal dieses Land kennt, die erste Wahl wäre".

Schließlich betritt der Kandidat selbst die Bühne. Es ist erst halb elf Uhr vormittags, doch Khol schon seit drei Stunden im Wahlwerbeeinsatz. Jeden Verdacht, die wochenlangen Strapazen hätten an der Substanz des 74-Jährigen gezehrt, weist er rigide von sich. "Mir gefällt der Wahlkampf so gut, dass ich euch bitte: Leg' ma noch einen Monat zu!", ruft er ins Publikum. Wie so oft in den vergangenen Wochen verweist er auf seine Erfahrung, seine Kompetenz am internationalen Parkett, gibt sich aber auch als "Präsident, der für jeden Arbeitsplatz kämpft und der den Wirtschaftsstandort in die Höhe bringt".

"Zum Telefonhörer greifen"

Nach einer Dreiviertelstunde ist die Feier vorbei, die Menge schreitet teils zum offerierten "Power-Frühstück", teils mögen sie tun, wie der Parteichef ihnen geheißen hat: "Heimgehen, zum Telefonhörer greifen, Leute überzeugen." Für die nötige Energiezufuhr beim Wahlwerben sorgen junge Freiwillige, die den Hinausgehenden Äpfel und Müsliriegel einer Supermarkteigenmarke in die Hand drücken.

Der Kandidat eilt derweil zum nächsten Termin, der auch für ruhigere Zeiten etwas abwirft: einer Führung durch eine Wiener Gärtnerei inklusive "Einkauf für den eigenen Garten". (Maria Sterkl, 22.4.2016)