Wien – Am 24. April jährt sich der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch zum dritten Mal. Mehr als 1100 Menschen verloren dabei ihr Leben, weitere 2500 wurden verletzt. Das EU-Parlament hat als Konsequenz darauf 2015 strengere Regeln für Sozial- und Umweltstandards in der Bekleidungsindustrie beschlossen. Seither wurde jedoch von der EU-Kommission keine entsprechende Gesetzesinitiative vorgelegt, kritisiert die grüne EU-Abgeordnete Monika Vana.
Auch viele Unternehmen aus Europa ließen ihre Textilien in der Rana-Plaza-Fabrik produzieren. Sie versprachen nach dem Unglück Verbesserungen. Trotzdem arbeiten noch immer viele Näher und Näherinnen für Hungerlöhne und unter mangelhaften Sicherheitsbedingungen. "Es ist eine Schande, dass es die Kommission auch drei Jahre nach der Katastrophe noch immer nicht geschafft hat, klare und verpflichtende Standards für die Textilbranche zu setzen", so Vana. Ab Montag veranstaltet die EU-Kommission eine Konferenz zur Bekleidungsindustrie.
Transparenz von EU-Textilunternehmen gefordert
Mehr als zwei Drittel des Bekleidungs- und Textilbedarfs der Europäischen Union und Österreichs werden durch Belieferung aus Billigproduktionsländern außerhalb der EU gedeckt. Dazu zählen vor allem China, Bangladesch, Indien und die Türkei. Da manche dieser Regierungen noch immer keine strengeren Standards umgesetzt haben, sei es laut Kritikern notwendig, auch europäische Textilunternehmen für ihre Lieferkette in die Verantwortung zu nehmen. Bisher geschah die Offenlegung der Produktions- und Lieferkette nur auf freiwilliger Basis.
Grünen bringen Antrag ein
Die Grünen wollen daher am Mittwoch einen Antrag im Nationalrat einbringen, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, sich auf EU-Ebene für gesetzliche Transparenz- und Sorgfaltspflichten einzusetzen. "Verbindliche Vorgaben sollen europäische und österreichische Unternehmen dazu zwingen, auf faire Arbeitsbedingungen in ihrer gesamten Lieferkette zu achten", erklärt die außen- und entwicklungspolitische Sprecherin der Grünen, Tanja Windbüchler. Konsumenten hätten zudem ein Recht, sich darüber informieren zu können, ob ihre Kleidung sicher und fair produziert wurde, so Windbüchler.
Dritter Fashion Revolution Day
Unter #whomademyclothes fragt die internationale Fashion-Revolution-Bewegung am weltweiten Gedenktag auch heuer wieder auf sozialen Netzwerken, wo Bekleidung produziert wurde. Ziel ist es, "Slow Fashion" in das Bewusstsein der Menschen zu bringen und zu etablieren. Der Begriff ist aus der Gastronomie entlehnt und meint existenzsichernde Löhne, Arbeitsrechte und Sozial- und Krankenversicherungen für Näherinnen.
Zudem wird gefordert, auch entlang der Lieferketten erneuerbare Ressourcen zu verwenden, Abfälle und toxische Substanzen zu vermeiden, Umweltauflagen einzuhalten und schon in der Entwicklung des Kleidungsstücks eine lange Nutzungsdauer mitzudenken.
Die Fashion-Revolution-Bewegung setzt auch in Österreich zahlreiche Aktivitäten, um auf die Missstände in der globalen Textilproduktion aufmerksam zu machen. (july, 24.4.2016)