Titelkampf ist ähnlich anstrengend wie Wahlkampf.

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Wien/Graz – Rapid kämpft am Sonntag (16.30 Uhr) im Heimspiel gegen Sturm Graz um die wohl letzte kleine Chance auf den Gewinn des Fußball-Meistertitels. Nach dem 3:1-Sieg der Salzburger in Altach am Samstag ist der Vorsprung des Spitzenreiters auf Grün-Weiß zumindest vorübergehend auf neun Punkte angewachsen. Daher wäre alles andere als ein Sieg über die Steirer praktisch gleichbedeutend mit dem Ende der Hoffnungen auf Endrang eins.

Von einer besonderen Drucksituation wollte Sportdirektor Andreas Müller dennoch nicht sprechen. "Rapid muss immer gewinnen, egal in welchem Spiel. Druck ist bei Rapid immer da, aber die Spieler haben in vielen Situationen bewiesen, dass sie damit umgehen können", erklärte der Deutsche.

Spur

Als Beleg dafür wertet Müller auch den Derbysieg in der Vorwoche gegen die Austria. "Wir haben in die Spur zurückgefunden und kommen wieder richtig gut in Schwung", sagte der Sportdirektor.

Trainer Zoran Barisic stellte fest, dass seine Mannschaft in den Tagen nach dem Erfolg über die Austria "möglicherweise etwas lockerer" war. Nun gelte es, an den Auftritt vom vergangenen Sonntag anzuschließen. "Sturm ist ganz gut in Form, aber wir sind auch gut drauf. Wir brauchen eine gute kämpferische Leistung, wollen schnell und dynamisch sein und nicht aufhören, ungut und lästig zu sein", meinte der Wiener.

Vor dem Gegner, der zuletzt drei Erfolge in Serie einfuhr, hat Barisic großen Respekt. "Sturm hat schon vor den jüngsten Siegen gute Leistungen gebracht. Sie stehen in der Defensive gut und können gut umschalten", betonte Barisic und warnte vor dem zuletzt treffsicheren Grazer Stürmer Bright Edomwonyi. Sturm sei "ungefähr auf einer Stufe mit uns", vermutete der Coach.

Statistik für Rapid

Zumindest die Statistik spricht gegen diese Theorie. Rapid ist gegen Sturm in neun Bewerbspartien ungeschlagen und hat gegen die "Blackys" vor eigenem Publikum seit zehn Pflichtspielen nicht mehr verloren. "Aber das ist Vergangenheit. Wichtig ist nur der Sonntag", sagte Barisic.

Dieser Meinung schloss sich auch sein Grazer Kollege Franco Foda an. Es zähle einzig und allein das Match am Sonntag, meinte der Deutsche. "Rapid ist generell zu Hause sehr stark. Wir müssen top spielen, um in Wien bestehen zu können. Es wird eine schwierige Aufgabe, aber die ist dazu da, um gelöst zu werden", erklärte Foda, der am Samstag seinen 50. Geburtstag feiert.

Geerdet und bodenständig

Seine Mannschaft verbesserte sich durch die jüngsten Erfolge wieder auf Rang vier und liegt nur noch zwei Punkte hinter dem dritten Platz, der auf jeden Fall zur Europacup-Teilnahme berechtigt. "Gott sei Dank haben wir wieder den Anschluss geschafft. Jetzt müssen wir geerdet und bodenständig bleiben", forderte der Coach.

Foda führte bereits erste Gespräche mit dem neuen Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl. "Wir haben uns gut ausgetauscht", berichtete der Trainer. Ein Thema des Gesprächs war wohl auch die mögliche Verpflichtung von Deni Alar, dessen Vertrag bei Rapid im Sommer ausläuft. "Er ist ein guter Spieler, dessen Qualität außer Frage steht. Ich habe mich damit aber noch nicht stärker beschäftigt", beteuerte Foda.

Dass Donis Avdijaj den umgekehrten Weg nehmen und von Sturm zu Rapid wechseln könnte, ist hingegen laut Müller ausgeschlossen. Die 19-jährige Leihgabe von Schalke 04 sei "nie und nimmer" ein Thema bei den Hütteldorfern, betonte der Sportdirektor am Freitag. (APA, 22.4.2016)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

SK Rapid Wien – SK Sturm Graz (Wien, Ernst-Happel-Stadion, 16.30 Uhr/live ORF eins und Sky, SR Schörgenhofer). Bisherige Saisonergebnisse: 2:2 (a), 2:1 (h), 2:0 (a)

Rapid: Strebinger – Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Auer – Grahovac, Schwab – Schaub, S. Hofmann, F. Kainz – Tomi

Ersatz: Knoflach – Sonnleitner, Schrammel, Wöber, Nutz, Schobesberger, Alar, Jelic

Es fehlen: Petsos (Knieverletzung), Novota (nach Schulterverletzung im Aufbautraining), Murg (Innenband-Teilriss im Knie), Stangl (Syndesmosebandriss im Sprunggelenk)

Sturm: Esser – Potzmann, Avlonitis, Kamavuaka, Lykogiannis – Lovric, Offenbacher – Horvath, Avdijaj, Gruber – Edomwonyi

Ersatz: Gratzei – Schoissengeyr, Kayhan, Klem, Dobras, Schick, M. Stankovic, Kienast

Es fehlen: Spendlhofer (Gehirnerschütterung), Piesinger (Kreuzbandriss)

Fraglich: Kayhan (im Aufbautraining)