Foto: ORF/ARD/Anke Neugebauer

Es gibt eine Million Arten, sich umzubringen, konstatiert Tatort-Kommissar Lessing (Christian Ulmen) am Sonntag in einem Stahlwerk in Weimar. Aber dass ein Arbeiter sich ausgerechnet in glühend heiße Schlacke werfe, um vom Dies- ins Jenseits zu kommen, könne er sich nicht vorstellen.

Aber da liegen nun mal die kärglichen Überreste des Arbeiters Roy (Florian Lukas). Selbstmord? Fremdverschulden? Oder ist es gar nicht der junge Mann, dessen Hassliebe zu seiner Schwester so groß war/ist, dass sich die spanische Inquisition dagegen wie eine Bachblütentherapie ausnimmt?

Das stellen Lessing und seine Partnerin Kira Dorn (Nora Tschirner) bald fest. Die Schwester (großartig: Fritzi Haberlandt) tritt gleich anfangs so schrullig auf, dass es nicht recht passen will. Denn zu dieser Zeit glaubt man noch an einen "normalen" Tatort.

Doch von Minute zu Minute wird klarer, dass ein Hauch von Fargo und Tarantino durch Weimar weht. Dass die Schwester Roys Katze in der Waschmaschine tötet und er ihren Freund zum Krüppel macht, erscheint nahezu nachvollziehbar.

Schneller und schneller dreht sich das blinkende Karussell, eine Prostituierte, ein Lottoschein und ein Schönheitssalon in der Provinz sorgen für immer neue Wendungen. Es ist kein Krimi, sondern ein bizarres und vergnügliches Schauspiel, das da in der zweiten Hälfte geboten wird. Und der Schluss setzt dem Ganzen noch die Krone auf. (Birgit Baumann, 23.4.2016)