Laut Nachrichtenagentur AFP handelte es sich um syrische Flüchtlinge, die die Grenze überwanden.

Foto: APA/AFP/JOE KLAMAR

Idomeni – Dutzende Flüchtlinge aus dem griechischen Lager Idomeni sind über die eigentlich hermetisch geschlossene Grenze nach Mazedonien gelangt. Die Menschen verschwanden anschließend nahe der Ortschaft Gevgelija in Richtung Norden, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP am Samstag berichtete.

Unter den Flüchtlingen, die bereits etwa drei Stunden Fußmarsch von Idomeni aus hinter sich hatten, waren zahlreiche Frauen und Kinder. Der AFP-Fotograf, der mit anderen Journalistenkollegen unweit von Gevgelija unterwegs war, zählte rund 50 Menschen, denen wahrscheinlich "zahlreiche weitere" folgten. Die Gruppe setzte ihren Marsch in Richtung Norden fort, vermutlich nach Serbien.

Ein Sprecher der mazedonischen Polizei erklärte AFP in Skopje, er habe keine Informationen über einen solchen Vorfall. Es gebe aber "täglich solche illegalen Versuche", die Grenze zu überqueren, die Polizei tue "ihr Bestes, um die Grenze zu schützen".

Die Lage in Idomeni ist äußerst angespannt, dort sitzen tausende Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen fest. Am Freitagabend lieferten sich Afghanen und Pakistaner in der Nähe des Lagers Auseinandersetzungen, nach denen vier Pakistaner wegen Stichverletzungen in einem Krankenhaus behandelt werden mussten.

Die Flüchtlinge fordern immer wieder die Öffnung der Grenze nach Mazedonien, von wo aus die meisten weiter nach Deutschland oder Skandinavien wollen. Diese monatelang von zehntausenden Flüchtlingen genutzte Route ist seit Wochen versperrt, weil Länder wie Mazedonien, Slowenien und Kroatien ihre Grenzen abgeriegelt haben.

Schleppende Umverteilung

Die reguläre Umverteilung von Flüchtlingen in der EU verläuft indes nach wie vor schleppend. Das italienische Innenministerium klagte, dass bis zum 16. April lediglich 560 Flüchtlinge das Land verlassen hätten. Laut dem Abkommen mit der EU sollten jedoch 39.600 Flüchtlinge aus Italien umgesiedelt werden.

Italien seinerseits habe einen Großteil seiner Pflichten bereits erfüllt. Vier der fünf mit der EU vereinbarten Hotspots zur Flüchtlingsregistrierung seien in Betrieb, hieß es im Innenministerium. Das Umteilungssystem sei kompliziert, klagten Experten in Rom. Die Umverteilung betreffe ausschließlich Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Eritrea. Die bürokratischen Prozeduren zur Identifizierung der Flüchtlinge seien äußerst umständlich.

Nicht besser sei die Lage in Griechenland. Lediglich 615 Flüchtlinge hätten das Land verlassen, während laut Vereinbarungen mit Brüssel mindestens 63.000 Migranten andere EU-Länder erreichen sollten, geht aus einem Bericht der italienischen Stiftung Moressa hervor, die sich mit der Flüchtlingsproblematik befasst.

Das EU-Land, das im Zug der Umverteilungspläne die meisten Flüchtlinge aufgenommen habe, sei Frankreich. Das Land habe bisher 7.115 Flüchtlinge aus Italien und 12.599 aus Griechenland aufgenommen. Auf Platz zwei liegt Finnland, das 137 Flüchtlinge aus Italien und 111 aus Griechenland aufgenommen hat. Deutschland, das sich zur Aufnahme von 27.000 Migranten verpflichtet hat, hat laut dem Bericht bisher nur 57 Flüchtlinge im Rahmen des Umverteilungsprojekts aufgenommen. (APA, AFP, 24.4.2016)