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Zwei Reaktoren sind im AKW Hinkley Point momentan am Netz, zwei weitere sollen errichtet werden.

Foto: Reuters/Suzanne Plunkett

Paris – Der französische Versorger EDF verschiebt seine Entscheidung über den Bau des milliardenschweren Atomkraftwerks Hinkley Point in Großbritannien auf September. Zunächst müssten drei Bedingungen erfüllt sein, sagte Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron der Zeitung "Journal du Dimanche". Dazu zähle unter anderem die Stärkung der finanziellen Lage von EDF.

Der Bau von Hinkley Point ist umstritten. Österreich und andere Staaten klagen vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gegen die milliardenschweren Staatssubventionen für das Projekt.

23-Milliarden-Vorhaben

Am Freitag hatte der vom französischen Staat kontrollierte Konzern EDF eine vier Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung bekanntgegeben. Es müsse auch sichergestellt werden, dass die Pläne zum Bau des Atomkraftwerks realisierbar seien. Außerdem müssten Beratungen mit den Gewerkschaften stattfinden. Macron hatte im März gesagt, dass ein Beschluss über das Projekt Anfang Mai gefällt werden solle.

Die französische Regierung hatte EDF trotz der hohen Kosten aufgefordert, an Hinkley Point festzuhalten. Das Werk hat ein Volumen von gut 23 Milliarden Euro und ist das erste neue AKW-Projekt in der Europäischen Union seit der Nuklearkatastrophe im japanischen Fukushima. Es soll zusammen mit dem chinesischen Atomkonzern CGN finanziert werden. Wegen der hohen Kosten trat zuletzt EDF-Finanzchef Thomas Piquemal zurück. Auch die Aufsichtsbehörden haben vor Risiken gewarnt.

Kurssturz

Die geplante Kapitalerhöhung hat EDF am Montag zu schaffen gemacht. Die Aktien des französischen Versorgers fielen um bis zu 8,6 Prozent auf 11,19 Euro. Die französische Regierung hat angekündigt, EDF-Papiere im Volumen von drei Milliarden Euro zu zeichnen. Der Staat hält derzeit etwa 85 Prozent an dem Versorger. Um seinen Schuldenberg abzutragen, will EDF darüber hinaus bis 2020 Geschäftsteile im Volumen von zehn Milliarden Euro verkaufen. Außerdem sollen die Ausgaben um eine Milliarde Euro sinken. (APA/Reuters, 25.4.2016)