Chisinau – Bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und der Polizei sind in der Ex-Sowjetrepublik Moldau auf beiden Seiten mehrere Menschen verletzt worden. Das Innenministerium gab den Demonstranten die Schuld an den Ausschreitungen in der Hauptstadt Chisinau.

Zahlreiche der etwa 7.000 Teilnehmer hätten Steine, Flaschen und Eier auf die Sicherheitskräfte geworfen, sagte am Sonntag ein Behördensprecher örtlichen Medien zufolge. Die Organisatoren beschuldigten ihrerseits die Polizei, Tränengas eingesetzt zu haben.

Jahrelange Krise

Die Demonstranten forderten Neuwahlen. Das in die EU strebende Moldau mit etwa 3,5 Millionen Einwohnern steckt seit Jahren in einer politischen Krise.

Seit der Parlamentswahl 2014 regiert bereits die dritte prowestliche Koalition in Chisinau. Vor einem Jahr waren aus den Banken des 3,5 Millionen Einwohner zählenden Staats umgerechnet 915 Millionen Euro "verschwunden", was 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht. In dem Skandal wurde im Oktober die Regierung durch ein Misstrauensvotum zu Fall gebracht, der frühere Regierungschef Vlad Filat wurde festgenommen. Auch Präsident Nicolae Timofti wird vorgeworfen, die Interessen der Oligarchen zu bedienen und nichts gegen die verbreitete Korruption zu tun.

Die prorussische Opposition und eine Bürgerbewegung organisieren seit Monaten Proteste. Sie werfen der Elite des Landes massive Korruption vor. Die oppositionellen Sozialisten wollen Neuwahlen am Tag der Präsidentenwahl heuer am 30. Oktober erreichen. (APA, 24.4.2016)