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Diese Frauen aus St. Albans in England nehmen an einem Lach-Yoga-Kurs teil. Die Methode wurde 1995 vom indischen Arzt Madan Kataria entwickelt, weil wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, dass sich Lachen positiv auf das physische, emotionale und seelische Wohlbefinden auswirkt.

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Madan Kataria kann auf Knopfdruck lachen. "Hahahahahaaa", legt er dann los, "heheheeee", "hohohooo". Schon um 4.00 Uhr, direkt nach dem Aufstehen, beginnt er in seinem Apartment in einem grünen Randbezirk von Indiens IT-Metropole Bangalore. "Hahahahahahahahaaa. Haaaahaaaahaaahaaa." 30 bis 40 Minuten lang.

Mehrmals am Tag schaltet sich der 50-Jährige in einen der Skype-Lachclubs, in denen sich Menschen aus aller Welt zusammenfinden. Dort lachen sie dann auf Deutsch, Japanisch, Englisch oder Hindi, bis die Brust schmerzt. "Es ist mir egal, dass die Menschen verschiedene Dinge lustig finden", sagt Kataria. "Denn wir lachen ohne Grund. Hahahahaaa."

Der Körper könne nicht unterscheiden, ob ein Lachen wahrhaftig oder künstlich sei, ist sich Kataria sicher. Deswegen sei es gut für das Gemüt und die Gesundheit, einfach loszulachen, Witz hin oder her. Bei ihm scheint es zu klappen, seine Wohnung strahlt gute Laune aus, vom lachenden Buddha und tanzenden Gott Shiva bis hin zu den unzähligen Bildern von ihm und seiner Frau – auf denen die beiden immer lachen.

Lach-Yoga liegt im Trend

Katarias Idee, sich jeden Tag zum Lachen in Gruppen zusammenzufinden, hat in den vergangenen 20 Jahren immer mehr Anhänger gefunden. Lach-Yoga nennt er die Übungen, die er dazu entwickelt hat: Erst Klatschen und tief einatmen, dann Lachen beim Telefonieren oder auch beim Argumentieren. Nur eine Einschränkung kennt er. "Sich über jemanden lustig zu machen, bringt kein gutes Gefühl. Das ist nicht positiv."

In mehr als 100 Ländern gebe es nun solche Lachclubs, sagt Kataria, der sich gerne als Lach-Guru bezeichnet. Mindestens 20.000 Lehrer und Leiter seien bereits ausgebildet worden. "Ich bin aber kein Kontroll-Freak", sagt er. "Die Menschen können auch voneinander statt in einem Training bei mir lernen, wie man lacht. Selbst wenn man die Übungen falsch macht, werden die anderen trotzdem lachen."

Einer der Clubs trifft sich auf einem Vereinsgelände in Noida, einem Vorort von Indiens Hauptstadt Neu Delhi. In dem Viertel leben pensionierte Luftwaffe- und Marinesoldaten und ihre Angehörigen – Menschen also, die in Indien oft besonders auf ihren Status bedacht sind und nicht einfach laut loslachen. "Hier beim Lach-Yoga aber sind wir alle fünf Jahre alt", sagt Leiter Ashok Sawhney.

Lachen statt Schmerzmitteln

Tatsächlich gehört zu den täglichen Übungen, wie ein Pinguin herumzulaufen oder die Zunge herauszustrecken. Auch schütten die Teilnehmer ein imaginäres Glas Lassi-Joghurt hinter sich, weil eine Fliege darin saß. Bei all dem lachen sie lauthals – hellklingend, rauchig, schrill oder voluminös. Und immer wieder rufen sie: "Sehr sehr gut. Sehr sehr gut! Jay!" Dabei schmeißen sie die Arme in die Luft.

Viele der rund 50 Teilnehmer in Noida sind sich sicher, durch das Lach-Yoga gesünder zu sein. Der 73 Jahre alte Surinder Grover etwa konnte nach wenigen Wochen im Club erst seine Steroide und dann Schmerzmittel absetzen, die er wegen eines kaputten Knies nahm. "Wenn ich das Lach-Yoga verpasse, dann fühle ich mich miserabel."

Die Wissenschaft bestätigt die alte Weisheit, dass Lachen eine Medizin ist. Es regt das Immunsystem an, senkt den Blutdruck, aktiviert Selbstheilungskräfte und kann dank ausgeschütteter Hormone sogar das Schmerzempfinden dämpfen. Studien ergaben, dass häufiges Lachen das autonome Nervensystem beeinflusst und etwa die Zahl von Stresshormonen senkt.

Lachen macht süchtig

"Lachen ist für uns wie eine Sucht. Aber wir sind nach etwas Gutem süchtig", sagt Sawhney. Mitglieder seiner Gruppe motivieren häufig andere Menschen in der Gegend und lachen einmal in der Woche mit Kindern einer örtlichen Schule. Sie gehen auch in ein Krankenhaus, um dort mit der Krebs-Selbsthilfegruppe zu kichern.

Lach-Guru Kataria erhält von den unabhängig agierenden Gruppen kein Geld. Er verdiene etwas mit Vorträgen und der Schulung von Lach-Lehrern, sagt er. Nun wolle er eine Lach-Universität in Bangalore gründen, damit Kurse speziell für ältere Menschen, für Kinder oder Mitarbeiter eines Unternehmens erarbeitet werden können.

Kataria rief auch den Weltlachtag ins Leben, der immer auf den ersten Sonntag im Mai fällt. Die positiven Effekte des Lachens müssten unbedingt überall bekannt gemacht werden, sagt Kataria, der selbst ausgebildeter Mediziner ist. "Ich bin ein Denker, ein Visionär", meint er. "Lachen ist mein Beitrag zum Weltfrieden." (APA, dpa/Doreen Fiedler, 25.4.2016)