Fragt in seinem Roman, wo die Seelen der unzähligen Menschen, die Vertreibungen, Massakern und Morden zum Opfer fielen, wohl sein mögen: Ales Steger.


Foto: Marko Lipus

Innsbruck – Der Roman Archiv der toten Seelen des slowenischen Schriftstellers Ales Steger spielt in Maribor und handelt von dessen Geschichte und von mysteriösen Machenschaften. Es ist das Jahr 2012, die Stadt ist eine von Europas Kulturhauptstädten und steht im Fokus des medialen Interesses. Inmitten des turbulenten Karnevals hinter den aufpolierten Fassaden feiert die Korruption fröhliche Urständ.

Machtbewusste Politiker, gefallene Priester, skrupellose Anwälte und geldgierige Waffenfabrikanten geben sich ein Stelldichein. Und noch etwas Verheerendes haftet der Stadt an: Bürgerkrieg. Im Laufe ihrer Geschichte haben sich immer wieder gegenseitig die deutsch-österreichische und die slowenische Bevölkerung aufgerieben. Es kam zu gewaltsamen Vertreibungen, Morden und Massakern. Und die Seelen all dieser unzähligen Toten lassen die Lebenden nicht los.

Netzwerkverschwörung

Ein furioses Paar tritt nun unerschrocken und wenig zimperlich auf den Plan. Adam Bely und Rosa Portero geben vor, an einer Radioreportage zu arbeiten. Doch sind sie unterwegs in geheimer Mission und wollen ein Komplott ausheben. Sie sind auf der Suche nach dem Großen Ork, einem mysteriösen, verschwörerischen Netzwerk, dessen Mitglieder die Stadt aus dem Verborgenen lenken.

Ales Steger (geb. 1973) zählt zu den erfolgreichsten Autoren seiner Generation. Bislang hat er sich vornehmlich als Lyriker einen Namen gemacht. 1995 brachte er seinen ersten Gedichtband Sahovnice ur heraus, der binnen weniger Wochen vergriffen war. Seine Gedichte wurden in 16 Sprachen übersetzt. Heuer ist sein Roman Archiv der toten Seelen bei Schöffling auf Deutsch erschienen. Ales Steger, der auch verschiedene Festivals leitet, setzt ab heute seine Lesetour durch Österreich in Salzburg fort. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 25.4.2016)