HG Butzko, der Kabarettist aus dem Ruhrpott, bekam 2016 den Hauptpreis des Bayrischen Kabarettpreises verliehen.

Foto: Eugen Zymner

Wien – Wo, wenn nicht im politischen Kabarett wäre der schockierte Wähler am vergangenen Sonntag besser aufgehoben gewesen. Stand die Stichwahl der Bundespräsidentschaftskandidaten schon längst fest, sprachen nicht nur die Parteien von konzeptuell sehr unterschiedlichen "Veränderungen", sondern auch der deutsche Kabarettist HG Butzko persifliert im Kabarett Niedermair den identen Wunsch der Deutschen. Und greift sich an den kahlen Kopf, denn die Hakerln kassieren trotz allem CDU und SPD.

Protestwähler und Standpunktpirouetten

In der Österreichpremiere seines Programms "Supervision" rast er mit dem nötigen Speed zwar teilweise plakativ durch seine Witze und politischen Pointen, vergisst dabei doch niemanden. Über Merkels "Standpunktpirouetten", Marine Le Pens Forderung der Todesstrafe für Selbstmordattentäter, die Verquickung von TTIP und Viagra und, nicht zu vergessen, das deutsche "Zaziki" fungiert das Programm als trotzige Burnoutprophylaxe. Bitter nötig, denn auch hierzulande ist "Ich unterstütze niemanden" oder "Das muss ich mir noch überlegen" durchaus als politisches Kabarett zu sehen. Aussagen wie "Wer aus Protest rechtspopulistisch wählt, lutscht auch in der Kneipe an der Klobürste, wenn das Bier nicht schmeckt", rechtfertigen das politische Kabarett – nicht nur für Schwerhörige. Und zum Abschluss die wichtigste Frage des Lebens: "Kann ein Nazi DJ sein, wenn er den Unterschied zwischen 33 und 45 nicht kennt?". (Anja Krämer, 26.4.2016)