Patrick Konrad hat als guter 15. in Lüttich beeindruckt.

Foto: Bora Argon 18

Wien – Die Wege der Herren im Weltverband (UCI) sind unergründlich. Zu Jahresbeginn fielen Österreichs Radfahrer um einen der drei Plätze im Olympia-Straßenrennen um, von denen sie fix ausgegangen waren. Rudolf Massak, Generalsekretär des österreichischen Verbands (ÖRV), spricht von "sehr spezieller Arithmetik" und "nur schwer nachzuvollziehbaren Argumenten", mit denen Österreich – und andere Länder – zurückgereiht wurden. Zwar komme in der UCI-Rechnung "nichts Falsches heraus. Aber wieso überhaupt so gerechnet wird, weiß keiner."

Eine kleine Sportnation wie Österreich wird das Rad nicht neu erfinden. Massak und auch die Sportler, die auf ein Ticket zu den Spielen im August in Rio de Janeiro hoffen, haben sich mit der Situation abgefunden. So oder so wird, während bei den Damen das eine Ticket fix an Martina Ritter vergeben ist, der eine oder andere durch die Finger schauen. Ein Quintett will "mit dem Radl nach Rio", um mit Dr. Kurt Ostbahn zu sprechen – Matthias Brändle, Stefan Denifl, Patrick Konrad, Georg Preidler und Riccardo Zoidl.

Die Reihung ist bewusst keiner Wertung, sondern dem Alphabet geschuldet. Für Franz Hartl, den Bundestrainer, und den ÖRV-Sportausschuss wird die Nominierung schwierig genug. Direkte Vergleiche gibt es kaum. Die Herren Radfahrer werden von vielen verschiedenen Teams zu vielen verschiedenen Rennen geschickt, bei denen sie viele verschiedene Aufgaben zu erfüllen haben.

Einiges Bemerkenswertes

Etliche haben in dieser Saison schon aufgezeigt. Zoidl gewann die Königsetappe der Kroatien-Rundfahrt, Denifl trug bei der Baskenland-Rundfahrt einige Tage lang das Trikot des besten Bergfahrers. Und Konrad sorgte am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, das vielen als schwierigster aller Klassiker gilt, mit Rang 15 für ein Spitzenresultat, nachdem er erst am Freitag den Giro del Trentino auf Rang fünf beendet hatte.

Der 24-jährige Niederösterreicher vom deutschen Team Bora Argon 18 nennt Tour de France (ab 2. Juli) und Rio "die großen Ziele". 2015 hatte er den Sprung ins Tourteam noch knapp verpasst. "Bora will mich nicht verheizen, baut mich kontinuierlich und behutsam auf."

Für den Giro d'Italia (ab 6. Mai) wiederum sind Zoidl (Team Trek), Preidler (Giant) und Brändle (IAM) vorgesehen. Wie gesagt, es wird nicht einfach, die einzelnen Resultate zu bewerten und miteinander zu vergleichen. Und doch glaubt Konrad, "dass die Ergebnisse am Ende für sich sprechen werden". Seine Chancen würde er als "sehr gut" bezeichnen, er sei "seit langem konstant und gut unterwegs", habe "nur sehr selten Ausreißer nach unten".

Eines ist klar – der Olympia-Kurs in Rio ist, weil hügelig, so schwierig, dass die Sprintspezialisten dieser Radwelt sich hinten anstellen müssen. Und dann wäre noch zu berücksichtigen, dass einer der beiden Österreicher in Rio auch das Zeitfahren bestreiten muss. Auch sehr hügelig, auch sehr anspruchsvoll. Oder wie der Ostbahn-Kurti sagen würde: "Fußfrei ist gut, aber aus." (Fritz Neumann, 25.4.2016)