
"Linke Weiber ausknocken" wurde monatelang auf Facebook geduldet und erst jetzt gelöscht.
Auf der Facebook-Seite "Linke Weiber ausknocken" wurde monatelang offen zur Gewalt gegen Frauen aufrufen. Trotz mehrfacher Meldungen wurde die offenbar im Februar erstellte Seite erst jetzt gelöscht. Ein Erfolg zwar. Dennoch stellt sich die Frage, wieso solche Seiten nicht sofort gelöscht werden. Facebook hat trotz Nachbesserns ein Problem mit Hassbotschaften.
Viele Verbote
Facebook erklärt seine Gemeinschaftsstandards auf einer eigenen Website. Nicht erlaubt sind demnach: Hassbotschaften, gewalttätige und explizite Inhalte, Nacktheit, direkte Bedrohungen, der Aufruf zu Selbstverletzung, gefährliche Organisationen, Mobbing und Belästigung, Angriffe auf Personen des öffentlichen Lebens, kriminelle Aktivitäten, sexuelle Gewalt und Ausbeutung und der Handel mit reglementierten Gütern wie Waffen oder Drogen.
Wie die meisten Seiten mit nutzergenerierten Inhalten, setzt auch Facebook darauf, dass die Mitglieder des Netzwerks selbst solche Inhalte melden. Das ist relativ einfach. Bei jeder Seite, jedem Posting, jedem Foto und Video gibt es einen "Melden"-Button. Meist dauert es nicht lange, bis die Rückmeldung kommt. Oft fällt diese aber nicht so aus, wie Nutzer sich das erhofft haben.
So wurde die Seite "Linke Weiber ausknocken" bereits öfter und von mehreren Personen erfolglos gemeldet. Auf der Seite wurde nicht nur allgemein zur Gewalt gegen Frauen aufgerufen, auch das Foto einer antifaschistischen Aktivistin wurde veröffentlicht. Zunächst hieß es, dass die Seite nicht gegen die Standards verstoße. Zwei Tage nach Meldung durch die Autorin dieses Artikels dann plötzlich eine Revision – und die Seite wurde doch entfernt. Warum Facebook das nicht gleich erkannt hat, ist nicht bekannt. Und bleibt ein Unsicherheitsfaktor beim sozialen Netzwerk.
Kritik an Löschpraxis
Klar ist: Der Aufwand, problematischen Inhalten nachzugehen, ist enorm. Facebook hat 1,6 Milliarden aktive Nutzer und Millionen Seiten. Die Meldungen werden sowohl von Menschen als auch mithilfe von Algorithmen durchforstet. Diese Arbeit wird – nicht nur bei Facebook – unter anderem an externe Dienstleister auf den Philippinen weitergereicht, wie die "Süddeutsche Zeitung"berichtet.
In Deutschland ist das Vorgehen gegen Hassbotschaften gegen Flüchtlinge in den vergangenen Monaten verschärft worden. Andere Inhalte bleiben aber oftmals unangetastet. So beschrieb kürzlich ein Wissenschafter, wie Impfgegner gezielt gegen Forscher vorgehen und die Sperrung ihrer Profile erreichen, selbst aber trotz extremistischer Aussagen nicht gelöscht werden. Auch die Löschung von Fotos, auf denen weibliche Brustwarzen zu sehen sind, stößt immer wieder auf Kritik. Im Februar wurde etwa eine Nutzerin gesperrt, die historische Fotos von Frauen mit entblößtem Oberkörper veröffentlicht hatte.
Wer hinter der Seite "Linke Weiber ausknocken" stand, ist wie bei so vielen ähnlichen Seiten nicht bekannt. Facebook hat auf eine E-Mail-Anfrage des WebStandards bis zum Erscheinen dieses Artikels nicht reagiert. Ob die nachträgliche Löschung der Seite mit der Anfrage an die Presseabteilung zu tun hat, ist nicht bekannt. (Birgit Riegler, 28.4.2016)