Rangnick: "Der Spieler hat hier seit seinem fünften Lebensjahr 18 Jahre lang für diesen Verein die Knochen hingehalten. Wenn das dann der Dank dafür ist, fällt mir dazu nichts mehr ein."

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Kaiserslautern – Obwohl Ralf Rangnick minutenlang durch das nasskalte Fritz-Walter-Stadion-Wetter gestapft war, lief der Trainer von RB Leipzig auch lange nach dem Schlusspfiff noch richtig heiß. "Das war eine neue Dimension der Geschmacklosigkeit, die ich noch nicht erlebt habe", sagte der Trainer des deutschen Zweitligisten nach dem 1:1 beim 1. FC Kaiserslautern am Montagabend.

Mit der verpassten Vorentscheidung im Kampf um den Aufstieg hatte der Ärger nichts zu tun. Auch die Fehler des Schiedsrichtergespanns machten Rangnick da kaum noch zu schaffen. Er geißelte vielmehr die Anfeindungen der FCK-Fans gegen seinen Innenverteidiger Willi Orban. Dem früheren FCK-Kapitän schlug bei seiner ersten Rückkehr auf den Betzenberg der blanke Hass entgegen. Das Plakat mit dem Konterfei des gebürtigen Lauterers im Fadenkreuz hat ein Nachspiel, der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird Ermittlungen aufnehmen.

"Der Spieler hat hier seit seinem fünften Lebensjahr 18 Jahre lang für diesen Verein die Knochen hingehalten. Wenn das dann der Dank dafür ist, fällt mir dazu nichts mehr ein", sagte Rangnick, der als Trainer von 1899 Hoffenheim vor acht Jahren einen ähnlichen Vorfall mit Dietmar Hopp im Fadenkreuz von Dortmunder Fans erlebt hatte.

Gelb-Rote für Orban

Dass es am Ende Orban war, der Leipzig den Sieg kostete, passte ins Bild. Nachdem der Tabellenzweite das Spiel vor 27.300 Zuschauern eine Stunde lang bestimmt hatte und durch den Schweden Emil Forsberg (56.) in Führung gegangen war, spielten die Nerven des 23-Jährigen nicht mehr mit. Orban sah nach wiederholtem Foulspiel die gelb-rote Karte (63.), die Partie kippte.

"Es war mir bewusst, dass solche Reaktionen vom Publikum kommen würden. Ich habe versucht, das zu ignorieren und mich auf meine Leistung zu konzentrieren", sagte Orban hinterher. "Die gelb-rote Karte war natürlich ärgerlich und überflüssig."

"Starker Tobak"

Für Rangnick war das "der Knackpunkt" im Spiel: "Gelb-Rot für die zwei Szenen ist starker Tobak. In Gleichzahl hätten wir auf jeden Fall gewonnen." Drei Runden vor Schluss liegt Leipzig nur noch vier Punkte vor dem 1. FC Nürnberg.

Verantwortlich für den Punkteverlust war auch das Team um Fifa-Referee Bastian Dankert. Bereits in der ersten Hälfte hätte der Lauterer Markus Karl mit Gelb-Rot vom Platz fliegen müssen. Dann übersah das Gespann auch noch, dass das Ausgleichstor von Kacper Przybylko (83.) irregulär war. Die Standpauke erhielt Dankert direkt nach Schlusspfiff von Rangnick: "Ich habe ihm zwei Dinge gesagt: Er hat mit zweierlei Maß gemessen, und das 1:1 war Abseits."

Trotz seines Ärgers ließ Rangnick keine Zweifel am Aufstieg: "Wir lassen uns nicht nervös machen. Wir haben alles selbst in der Hand." Das gilt wohl auch für die Besetzung des Trainerpostens. Ob Ralph Hasenhüttl in der kommenden Saison auf der Bank sitzen wird, ließ Rangnick bei Sky und Sport 1 aber offen. "Wir werden einen Trainer präsentieren, wenn feststeht, in welcher Liga wir spielen." (sid, 26.4.2016)