So sieht also die schonungslose Aufarbeitung eines Wahldebakels aus. Bevor sich das Präsidium der SPÖ am Montag traf, war amtlich verfügt worden, was nicht stattfinden durfte: eine Personaldebatte. Ein fatales Signal, das frustrierte Genossen an der Basis einmal mehr als Diskussionsverweigerung auffassen werden.

Natürlich hängt die rote Malaise nicht allein an den Personen. Die vom Flüchtlingsthema aufgeheizte Stimmung ist Gift für jede Regierungspartei – und kein Wunderknabe an der Spitze wird der in dieser Frage zerrissenen SPÖ so einfach eine einheitliche Haltung verordnen können. Doch wenn SP-Chef Werner Faymann nun so tut, als gehe es in der Politik nur um hehre Inhalte, lügt er sich in die Tasche. Gerade in Zeiten, in denen viele Wähler ideologisch flexibel sind, spielt Persönlichkeit eine große Rolle.

Das zeigte auch die Präsidentenwahl. So respektabel Rudolf Hundstorfer als Minister gewesen sein mag, als Kandidat war er der falsche Mann: Als mäßig telegener Funktionärstyp alten Schlages und Ex-Regierungsvertreter verkörperte er jenes "Weiter so", das völlig an der Gefühlslage der Wähler vorbeiging.

Hundstorfers Kür war symptomatisch. Faymann lässt sich bei der Personalwahl von Machtfragen leiten, entsprechend fantasielos stellt sich die rote Ministerriege dar: loyal, aber auch farblos, abgenützt, ohne Strahlkraft in neue Wählerschichten. Für einen Neustart braucht die SPÖ neue Köpfe. Soll Faymann bleiben, müssen andere gehen. (Gerald John, 26.4.2016)