Dank der deutlich gesunkenen Inflation kann auch mit Sparbüchern die Kaufkraft zumindest erhalten werden.

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Wien – Unterstützung bekamen Österreichs Sparer zuletzt von unerwarteter Seite. Es waren nämlich nicht Finanzinstitute, welche plötzlich mit unwiderstehlichen Offerten lockten. Vielmehr lässt die zuletzt in Österreich deutlich gesunkene Inflation die gebotenen Minizinsen zwar nicht wirklich einträglich, aber zumindest erträglich erscheinen.

Damit Sparer ihre Kaufkraft erhalten, müssen die Sparbuchzinsen zumindest die Teuerung hereinbringen, die im März in Österreich nach EU-Berechnungsmethode auf 0,6 Prozent pro Jahr deutlich gesunken ist. Allerdings frisst die Kapitalertragssteuer ein Viertel der Zinserträge auf, daher liegt die Zielgröße bei 0,8 Prozent, welches das Ersparte als jährlichen Zinsertrag zumindest abwerfen sollte.

Weniger Kosten, höherer Zins

Mit täglich fälligen Einlagen ist diese Hürde nur schwer zu nehmen, wie der Bankenrechner der Arbeiterkammer offenbart. Für neue Privatkunden mit zumindest 2500 Euro in der Tasche sind etwa mit dem Sparkonto der Hello Bank fix 1,3 Prozent Zinsen zu lukrieren – allerdings nur für die ersten sechs Monate. Danach reduziert sich nach derzeitigem Stand die Verzinsung auf 0,4 Prozent – was jedoch auf ein Jahr gerechnet noch genug für die angestrebte 0,8-Prozent-Hürde ist.

Grundsätzlich fällt auf, dass Online-Banken mit merklich attraktiveren Angeboten als klassische Filialbanken hervorstechen, was Arbeiterkammer-Konsumentenschützer Martin Korntheuer mit schlankeren Kostenstrukturen erklärt: "Direktbanken haben weder Filialnetze noch die hohe Mitarbeiteranzahl von Filialbanken."

Direktbanken gewinnen dazu

Dementsprechend erfreuen sich Online-Banken bei den Sparern steigender Beliebtheit, wie Daten der Oesterreichischen Nationalbank belegen: In den vier Jahren bis Ende 2015 sind die Einlagen bei Direktbanken um mehr als 15 Prozent auf fast 15 Milliarden Euro angewachsen. Das nimmt sich neben den gut 370 Milliarden Euro der anderen Geldhäuser zwar bescheiden aus, allerdings mussten sich diese im selben Zeitraum mit einem zehnprozentigen Plus begnügen.

Auch mit den Tagesgeldangeboten der Easybank, des ABN Amro-Ablegers MoneYou und der Renault Bank Direkt, wie die österreichische Niederlassung der der RCI Banque bezeichnet wird, lassen sich zumindest die geforderten 0,8 Prozent lukrieren.

Wer sein Geld der Renault Bank für ein Jahr überlässt, dem wird dies mit einem Prozent Zinsen vergütet. Allerdings ist das Institut nicht Mitglied der österreichischen Einlagensicherung, sondern des französischen Systems, das ebenfalls Einlagen bis zu 100.000 Euro pro Person garantiert – worin aber Konsumentenschützer Korntheuer kein Problem sieht. Mit anderen einjährigen Festgeldangeboten können bis zu 1,3 Prozent Zinsen erzielt werden.

Kredite in anderen Währungsräumen

Unter den Filialbanken hebt sich die Denizbank durch etwas höhere Zinsen ab. Das Geldhaus bemüht sich mit österreichischer Lizenz auch in Deutschland um Kundeneinlagen und kommt so auf einen Gesamtbestand von 6,4 Milliarden Euro per Ende 2015. Wie die Vakifbank ist sie eine Tochter eines türkischen Instituts, betont aber bei der Kreditvergabe die Fokussierung auf die Eurozone. Freilich dürfen beide Banken ihre Einlagen auch in höher verzinsten Währungsräumen wie der Türkei veranlagen, also dort Kredite vergeben.

Wenngleich man sich derzeit die zum rechnerischen Erhalt der Kaufkraft nötigen Zinsen auf ein Jahr sichern kann, bleibt in der Rechnung dennoch eine Unbekannte: die künftige Entwicklung der Inflation. (Alexander Hahn, 30.5.2016)