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Der ATX erzielte sein bisheriges Rekordhoch im Juli 2007 mit knapp über 5.000 Punkten.

Foto: HEINZ-PETER BADER

Wien – Mit einem Vierteljahrhundert ist der ATX eigentlich noch recht jung. Dennoch hat der Leitindex der Wiener Börse schon ein ordentliches Stück Geschichte mitgemacht. Russlandkrise, Platzen der Dotcom-Blase, Finanzkrise – das sind nur einige Ereignisse, die den Index zumeist ordentlich gebeutelt haben (siehe Grafik). Die bisherige Hochblüte feierte der ATX in den Jahren von 2003 bis 2007. In dieser Zeit wurde Wien als Tor zu Osteuropa etabliert. Die Wiener Börse entwickelte sich dementsprechend: Der Index zog, getrieben durch die Ostfantasie, nach oben, die Börse selbst beteiligte sich an zahlreichen Marktplätzen im Osten.

Zunichtegemacht wurde der steile Anstieg des Index mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 und dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers 2008. Im Trubel dieser Zeit sackte der Index von rund 5000 Punkten rapide ab und pendelt seither um die 2.500 Punkte. Die 25-Jahre-Performance des ATX liegt laut der Wiener Börse aber immerhin bei 139,7 Prozent – das entspricht einem jährlichen Anstieg um 3,6 Prozent.

Ruf nach einem neuem Index

Wie aber kam es dazu, dass der ATX ins Leben gerufen wurde? Die Idee des Leitindex ist eng verwoben mit der Entstehung der Österreichischen Termin- und Optionenbörse (ÖTOB) im Juli 1991. Weil der bis dahin bestehende Index WBI (Wiener Börsekammer-Index, der seit 1967 berechnet wird) alle an der Wiener Börse gelisteten Unternehmen umfasste – womit auch viele kleine und illiquide Titel vertreten waren –, wurde der Ruf nach einem neuen, zuverlässigen, liquiden und repräsentativen Index laut, der als Basiswert für die Futures und Optionen an der ÖTOB dienen könne.

Berechnet wurde der ATX zum ersten Mal am 2. Jänner 1991, am 13. Mai wurde der Index zum ersten Mal veröffentlicht. Damals notierten im neuen Leitindex 17 Unternehmen, heute sind es die Aktien der 20 umsatzstärksten Firmen, die eine Gesamtkapitalisierung von 61.993.508.936 Euro (Stand 4. Jänner) darstellen. Wer in den ATX kommt, entscheidet das ATX-Komitee, das halbjährlich (März und September) tagt. Für die Entscheidung herangezogen werden der Umsatz und die Streubesitzkapitalisierung. Vier Unternehmen – OMV, RHI, Verbund und Wienerberger – notierten von Anfang an im ATX und sind auch zwischenzeitlich noch nie rausgeflogen.

"Die Notiz im ATX hat der OMV-Aktie mehr Aufmerksamkeit unter heimischen und internationalen Investoren gebracht", zieht das Investor-Relations-Team der OMV Bilanz. Obwohl die Wiener Börse ein kleiner Marktplatz sei, sorge der ATX für eine bessere internationale Sichtbarkeit. "Für Unternehmen wird es zusehends wichtiger, in großen Indizes vertreten zu sein, da der Anteil des in passiven Fonds veranlagten Geldes – etwa ETFs die einen Index nachbilden – stark wächst", erklärt Simon Kuchelbacher, Investor-Relations-Chef der RHI.

Schwergewichte

Auf die fünf größten Unternehmen im ATX entfielen per Jahresende 2015 knapp 60 Prozent der Marktkapitalisierung. Kursbewegungen dieser als Indexschwergewichte genannten Titel (derzeit Erste Group, OMV, Andritz, Voestalpine und Immofinanz) wirken sich entsprechend auf den Index aus. Dass der Wiener Börse Neuzugänge guttun würden, darin sind sich Investoren einig. Bezüglich Börsengängen heißt es im Moment aber "bitte warten".

Anleger haben derzeit die Möglichkeit, in mehr als 5.500 auf den ATX basierende Zertifikate und Optionsscheine zu investieren. Auch fünf ATX-ETFs stehen zur Verfügung, um an der Wertentwicklung des noch jungen Leitindex zu partizipieren. (Bettina Pfluger, 28.4.2016)