"Living Together in Inclusive Societies: A Challenge and A Goal" lautet das Motto des 7. Unaoc-Forums.

Foto: Unaoc

Es wäre doch etwas viel verlangt, vom siebenten Globalen Forum der UN-Allianz der Zivilisationen (Unaoc) eine Lösung für die akuten Probleme dieser Welt zu erwarten. Wieso sollte diese junge und vergleichsweise kleine Organisation schaffen, woran weit mächtigere UN-Organe seit Jahrzehnten scheitern? Trotzdem, und das muss man den Organisatoren zugutehalten, standen in Baku die dringendsten Themen auf der Tagesordnung: Extremismus, Radikalisierung, Migration, Integration. Es gab also viel zu besprechen.

2005, ein Jahr nach den Anschlägen in Madrid mit knapp 200 Toten, wurde die Unaoc auf Initiative des spanischen Premiers José Luis Rodríguez Zapatero gegründet. Extremistischen Tendenzen sollte fortan mit interkulturellen und interreligiösen Gesprächen entgegengewirkt und der Graben zwischen westlicher und islamischer Welt überbrückt werden.

Gastgeberland Aserbaidschan

Seitdem hat sich die Unaoc weiterentwickelt und lud regelmäßig zum zivilisationsübergreifenden Dialog (2013 etwa in Wien). Nun, elf Jahre später, also Baku – die Hauptstadt eines Landes, das sich als Brücke zwischen Ost und West versteht. Und das sich diesmal nicht für seine Menschenrechtsverletzungen verantworten, sondern stattdessen für seine multikulturelle Gesellschaft feiern lassen durfte. "Das entspricht unserer Staatsideologie und unserem Lebensstil", sagte Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew bei der Eröffnung des zweitägigen Treffens am Dienstag.

Auch Zapatero, nun Ex-Premier, fand sich ein und zeigte sich angesichts der aktuellen globalen Lage an die Gründerzeit der UN-Allianz erinnert. "Es sind die ähnlichen Symptome wie 2005, Terror basiert auf kulturellen und religiösen Unterschieden", erklärte er bei einer Podiumsdiskussion. Sein Gegenrezept: Dialog, Dialog und nochmals Dialog.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, seit der ersten Stunde ein großer Unterstützer der Unaoc, nahm ebenfalls an der Eröffnungszeremonie teil. Der Graben zwischen Ost und West, sagte er, werde tiefer, weil Xenophobie und Antiislamismus im Westen zunähmen.

Diskussionen, Debatten

Was danach folgte, waren – dem Sinne der Unaoc entsprechend – unzählige Diskussionen und Debatten: zwischen Politikern, NGOs, religiösen Führern und Vertretern der Zivilgesellschaft. Bildung sei der Schlüssel, war der einhellige Tenor, und Aufklärung durch Dialog.

Geht es nach Dominique de Villepin, dann ist es für wirksame Gegenmittel höchste Zeit. "Wir sind dabei, den Kampf gegen Extremismus zu verlieren", sagte der ehemalige französische Premier. "Wir haben die Natur des Extremismus nicht verstanden. Er ist eine Krankheit, hoch ansteckend, und wir haben den Fehler begangen, mit Gewalt darauf zu reagieren. Die Folge: noch mehr Gewalt", so der konservative Politiker. Auch er betonte in Baku die Bedeutung des Dialogs als Gegenmittel. Außerdem brauche es globale Anstrengungen, um die Infrastruktur in labilen Regionen wie etwa Nordafrika massiv zu verbessern.

Und so verkündete Nassir Abdulaziz Al-Nasser, Hoher Repräsentant der Unaoc, zum Abschluss am Mittwochnachmittag, dass für die UN-Allianz ein hochkarätig besetzter Beirat geschaffen werden soll. "Die Herausforderungen wachsen", sagte der katarische Diplomat. Und mit ihnen steigt auch die Notwendigkeit, darüber Gespräche zu führen. (Kim Son Hoang aus Baku, 28.4.2016)